Montag, 29. April 2013

Zieht euch warm an - La Paz


La Paz



Nach meiner Tour habe ich noch einen ganzen Tag in Uyuni verbracht. Der Ort sah aus der Naehe etwas netter aus, wie bei der Einfahrt vom Salar aus. Viel gibt es aber nicht zu tun. Wifi sucht man vergeblich und das Internet ist so langsam wie die Menschen. Ich hab den Tag mit Schreiben im Internetcafé, Essen, Schlafen, Packen verbracht. Und ich hab mir noch ne billige Fliessdecke geleistet, der schicke Strickponcho war mir zu teuer und zu unpraktisch. Am Liebsten haett ich meine dicke Jacke zurueck und waer dafuer die Strandmode irgendwie losgeworden. Hier wirds einem nur tagsueber in der prallen Sonne warm. Da sind so an die 20 Grad. Nachts sinds dann noch hoechstens 5 Grad und Heizung gibts hier nicht.

So hab ich mich dick angezogen und bin am Freitag um 1:00 in der Nacht die 100 m zum Bahnhof spaziert. Dort bestieg ich dann den 1.Klasse-Wagen. Die Ausgabe von ca. 10 statt 5 Euro hat sich wirklich gelohnt. Es war geheizt, bequem und gab sogar Decke, Kissen und ein sauberes Klo. Mit fast einer Stunde Verspaetung ist der Zug 2:30 dann auch losgeruckelt und ich konnte weiterschlafen. So gegen 8:00 wurde dann der Fernseher angeschaltet und ein Imbiss gereicht. Draussen war oedes Land zu sehen und wir glotzten einen Film ueber den Tsunami. Schon skuril. Kurz vor Ankunft durchfuhren wir einen Salzsee und schreckten viele Flamingos auf, die ich nun endlich auch einmal in Formation fliegen sehen konnte. Gegen 10:00 waren wir dann in Oruro. Ich fuehlte mich so zerknietscht, dass ich nur noch schnell mit dem Taxi durch das Verkehrschaos zum Busterminal gefahren bin und mich gleich in den Bus nach La Paz gesetzt habe. Nach 4 Stunden waren wir da, erst ging die Fahrt durch oede Ebene des Altiplano bis nach El Alto (4100 m) und kurz danach geht es in den Canyon hinunter auf 3800 m nach La Paz. Diese hoechste Grossstadt der Welt ist wirklich beeindruckend gelegen. An dem Tag wollte ich aber nur noch ins Hotel "Residential Latino" und nichts mehr tun. Das Hotel laed auch zum Faulenzen ein mit meinem gemuetlichen Einzelzimmer, den schoenen Innenhoefen und dem kleinen Laden fuers Notwendigste gleich gegenueber.


Blick vom Hotel
Samstag bin ich dann aufgebrochen, um die Stadt kennenzulernen. Schon verrueckt, diese Mischung aus kolonialen Bauten, Hochhaeusern und Indiokultur und ueberall dieses Gewimmel, Teenager, die ueberall gleich aussehen, Menschen in traditioneller Kleidung mit bauschigen Roecken und Hueten wie von der Ansichtskarte, Drogenopfer, Bettler, Geschaeftsleute und Touristen, Verkehrschaos, staendiges Hupen, klapprige bunte Busse, Fusswege mit riesen Loechern, Fastfood und Eisverkauf, Polizei an vielen Ecken, bunte Marktstaende ... Das wird mir dann schnell zu viel und ich hab mich in eine touristische Stadtrundfahrt gesetzt. Da gings mit deutschen Erklaerungen durch die Reichenviertel der Stadt bis zum Valle de la Luna mit Blick auf den hoechsten Golfplatz der Welt. Die zweite Runde fuehrte in die Innenstadt und zu einem Aussichtspunkt. Dabei musste man immer schoen den Kopf einziehen, da die Stromleitungen ziehmlich niedrig haengen. Wirklich ausgefeilt ist die Stadtrundfahrt noch nicht, viel zu kurz und man kann nicht an interessanten Punkten aus- und einsteigen. Eigentlich war der Spaziergang zum Bus und zurueck ins Hotel deutlich interessanter.

Sonntag war dann wieder Ruhetag. Monatlich sich wiederholende Beschwerden haben mich lahm gelegt und der Verzicht auf Stadtbummel ist mir ja noch nie schwer gefallen. In der Stadt, besonders am Abend, fehlt mir Gesellschaft. Essen gehen und Nachtleben erkunden macht allein keinen Spass und fuehlt sich auch zu gefaehrlich an. Morgen gehts weiter zum Titicacasee und vielleicht treff ich da ja bald meine kleine "Schwester" aus Ecuador...
Protestcamp vorm Justizministerium

Ich musste am Montag dann noch 3 Stunden auf den Bus warten. Die Zeit habe ich sinnvoll fuer berufliche Fortbildung genutzt und das Coca-Museum besucht.Dort waren dann in netter Atmosphaere die Geschichte, Wirkungsweise, der Anbau und noch so Einiges erklaert, es gab auch eine Broschuere in deutscher Sprache. Fuer Unkundige sei gesagt, dass der Konsum von Cocablaettern hier ganz legal ist. Mehr als 80 % der Bevoelkerung kauen regelmaessig auf den Blaettern rum, als Medizin gegen die Hoehenkrankheit, um schwere Arbeit durchzuhalten und zu allen moeglichen anderen Zwecken. So gibts dann auch Cocatee, Cocabonbons ... Da schliesst man sich als Tourie natuerlich nicht aus. Ich spuere allerdings keine nennenswerte Wirkung, aber vielleicht hats ja bei der Anpassung an die Hoehe wirklich geholfen.

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