Montag, 29. April 2013

Zieht euch warm an - La Paz


La Paz



Nach meiner Tour habe ich noch einen ganzen Tag in Uyuni verbracht. Der Ort sah aus der Naehe etwas netter aus, wie bei der Einfahrt vom Salar aus. Viel gibt es aber nicht zu tun. Wifi sucht man vergeblich und das Internet ist so langsam wie die Menschen. Ich hab den Tag mit Schreiben im Internetcafé, Essen, Schlafen, Packen verbracht. Und ich hab mir noch ne billige Fliessdecke geleistet, der schicke Strickponcho war mir zu teuer und zu unpraktisch. Am Liebsten haett ich meine dicke Jacke zurueck und waer dafuer die Strandmode irgendwie losgeworden. Hier wirds einem nur tagsueber in der prallen Sonne warm. Da sind so an die 20 Grad. Nachts sinds dann noch hoechstens 5 Grad und Heizung gibts hier nicht.

So hab ich mich dick angezogen und bin am Freitag um 1:00 in der Nacht die 100 m zum Bahnhof spaziert. Dort bestieg ich dann den 1.Klasse-Wagen. Die Ausgabe von ca. 10 statt 5 Euro hat sich wirklich gelohnt. Es war geheizt, bequem und gab sogar Decke, Kissen und ein sauberes Klo. Mit fast einer Stunde Verspaetung ist der Zug 2:30 dann auch losgeruckelt und ich konnte weiterschlafen. So gegen 8:00 wurde dann der Fernseher angeschaltet und ein Imbiss gereicht. Draussen war oedes Land zu sehen und wir glotzten einen Film ueber den Tsunami. Schon skuril. Kurz vor Ankunft durchfuhren wir einen Salzsee und schreckten viele Flamingos auf, die ich nun endlich auch einmal in Formation fliegen sehen konnte. Gegen 10:00 waren wir dann in Oruro. Ich fuehlte mich so zerknietscht, dass ich nur noch schnell mit dem Taxi durch das Verkehrschaos zum Busterminal gefahren bin und mich gleich in den Bus nach La Paz gesetzt habe. Nach 4 Stunden waren wir da, erst ging die Fahrt durch oede Ebene des Altiplano bis nach El Alto (4100 m) und kurz danach geht es in den Canyon hinunter auf 3800 m nach La Paz. Diese hoechste Grossstadt der Welt ist wirklich beeindruckend gelegen. An dem Tag wollte ich aber nur noch ins Hotel "Residential Latino" und nichts mehr tun. Das Hotel laed auch zum Faulenzen ein mit meinem gemuetlichen Einzelzimmer, den schoenen Innenhoefen und dem kleinen Laden fuers Notwendigste gleich gegenueber.


Blick vom Hotel
Samstag bin ich dann aufgebrochen, um die Stadt kennenzulernen. Schon verrueckt, diese Mischung aus kolonialen Bauten, Hochhaeusern und Indiokultur und ueberall dieses Gewimmel, Teenager, die ueberall gleich aussehen, Menschen in traditioneller Kleidung mit bauschigen Roecken und Hueten wie von der Ansichtskarte, Drogenopfer, Bettler, Geschaeftsleute und Touristen, Verkehrschaos, staendiges Hupen, klapprige bunte Busse, Fusswege mit riesen Loechern, Fastfood und Eisverkauf, Polizei an vielen Ecken, bunte Marktstaende ... Das wird mir dann schnell zu viel und ich hab mich in eine touristische Stadtrundfahrt gesetzt. Da gings mit deutschen Erklaerungen durch die Reichenviertel der Stadt bis zum Valle de la Luna mit Blick auf den hoechsten Golfplatz der Welt. Die zweite Runde fuehrte in die Innenstadt und zu einem Aussichtspunkt. Dabei musste man immer schoen den Kopf einziehen, da die Stromleitungen ziehmlich niedrig haengen. Wirklich ausgefeilt ist die Stadtrundfahrt noch nicht, viel zu kurz und man kann nicht an interessanten Punkten aus- und einsteigen. Eigentlich war der Spaziergang zum Bus und zurueck ins Hotel deutlich interessanter.

Sonntag war dann wieder Ruhetag. Monatlich sich wiederholende Beschwerden haben mich lahm gelegt und der Verzicht auf Stadtbummel ist mir ja noch nie schwer gefallen. In der Stadt, besonders am Abend, fehlt mir Gesellschaft. Essen gehen und Nachtleben erkunden macht allein keinen Spass und fuehlt sich auch zu gefaehrlich an. Morgen gehts weiter zum Titicacasee und vielleicht treff ich da ja bald meine kleine "Schwester" aus Ecuador...
Protestcamp vorm Justizministerium

Ich musste am Montag dann noch 3 Stunden auf den Bus warten. Die Zeit habe ich sinnvoll fuer berufliche Fortbildung genutzt und das Coca-Museum besucht.Dort waren dann in netter Atmosphaere die Geschichte, Wirkungsweise, der Anbau und noch so Einiges erklaert, es gab auch eine Broschuere in deutscher Sprache. Fuer Unkundige sei gesagt, dass der Konsum von Cocablaettern hier ganz legal ist. Mehr als 80 % der Bevoelkerung kauen regelmaessig auf den Blaettern rum, als Medizin gegen die Hoehenkrankheit, um schwere Arbeit durchzuhalten und zu allen moeglichen anderen Zwecken. So gibts dann auch Cocatee, Cocabonbons ... Da schliesst man sich als Tourie natuerlich nicht aus. Ich spuere allerdings keine nennenswerte Wirkung, aber vielleicht hats ja bei der Anpassung an die Hoehe wirklich geholfen.

Donnerstag, 25. April 2013

Das Salz des Lebens - Reise zum Salar de Uyuni

Am Montag verliess ich San Pedro, um mit einer organisierten 3-taegigen Tour zum Salar de Uyuni in Bolivien zu fahren. Diesen Plan hatten eine Menge Touristen und auch die halbe Belegung meines Hostals schien auszuziehen. Ich hatte schon Freitag gebucht bei Cordillera Taveller, die mir fuer etwas mehr Geld (85.000 Peso (ca. 140 Euro) statt min. 65.000 Peso) eine bessere Qualitaet versprachen, was sich uebrigens spaeter bestaetigt und damit gelohnt hat. Kurz hinter San Pedro standen wir dann erstmal ca. 1 Stunde in der Kaelte, um den chilenischen Ausreisestempel zu bekommen. Wenig spaeter waren wir in Bolivien, wobei die Einreise deutlich schneller ging. An der Grenze verliessen wir die Kleinbusse und stiegen in Jeeps um. Mit Cordillera waren insgesamt 18 Leute unterwegs aus Amerika, Spanien, Belgien, England, Deutschland, Oesterreich und der Schweiz ... Wir wurden auf 3 Jeeps verteilt. Ich schloss mich dem Paerchen aus der Schweiz (Phil & Anne) und 3 Oesterreicherinnen (Anne, Astrid und Magda) an, die nach Abschluss ihres Medizinstudiums auf Reisen sind. Da hat mir der Kosmos doch gleich medizinische Hilfe und gute Ratschlaege zur Hoehenanpassung geschickt. Dankeschoen!
Unser Fahrer und Guide war Sandro aus Uyuni. Er mache diesen Job schon 10 Jahre und wirkte auch sehr vertrauenerweckend. Er sprach zwar nur spanisch, aber das langsam und deutlich. Ich freute mich drauf, vorwiegend deutsch und spanisch sprechen zu koennen. Leider wurde sehr viel in Schweizerdeutsch kommuniziert und so verstand ich manchmal fast Nichts vom allgemeinen Gespraech. Da fuehlte ich mich manchmal mehr ausgeschlossen, als bei englischen Runden.


unsere "Flamencogruppe" Phil, 2xAnne, Astrid und Magda

Und dann ging es endlich los in die grossartige Natur des Altiplano. Erster Halt war an der Laguna Blanca, es folgte die Laguna Verde, Endpunkt des Tages war die Laguna Colorada... Die Lagunen wurden ihren farbigen Namen wirklich gerecht. Das Gestein und das Wasser der Lagunen ist von verschiedenen Mineralien und Bakterien - Borax, Kalzium, Sulfaten ??? - rot und gelb und gruen gefaerbt, dazu kommt das Weiss des Salzes und des Schnees auf den Vulkanen und das Blau von Himmel und Wasser - einfach grossartig! Und dann noch diese Spiegelungen der Landschaft im Wasser der Lagunen. Und an der Laguna Colorada kommen dann auch noch die rosa schimmernden Flamingos dazu (heissen in Spanisch uebrigens Flamencos - schoener Name fuer diese eleganten Tiere). Zwischendurch halten wir noch am Salar de Chalviri, wo wieder in heissem Thermalwasser gebadet werden kann. Den hoechsten Punkt mit 4980 m Hoehe erreichen wir an einem Geysirfeld, wo grauer Schlamm vor sich hin blubbert und es nach faulen Eier stinkt. Ueberall Postkartenmotive - wer soll da irgendwann die besten Fotos auswaehlen? Que pena!

Unsere Unterkunft nahe der Laguna Colorada erreichen wir schon am Nachmittag. Astrid geht es ziemlich schlecht, Uebelkeit, Schwindel, Kopfweh und sie verzichtet auf den Abendausflug ... und hat auch eine schlechte Nacht. Dank der Gesellschaft von Aerzten  weiss ich jetzt natuerlich, was alles passieren kann in der Hoehe vom Kopfschmerz ueber Halluzinationen bis zum Lungen- und Hirnoedem bis zum Tod und das die Anpassung 4 bis 7 Tage dauert und die Lebensgefahr nach 3 Tagen nicht mehr bestehe. Von Seiten der Agentur kommt dazu uebrigens keine vorherige Belehrung und unterwegs letztendlich nur freundliche Nachfragen, wie man sich fuehlt. Vorbeugend soll man ganz viel Wasser trinken (und muss dann genauso oft pullern), Aspirin oder Paracetamol nehmen, dazu anregende Getraenke wie Kaffee, Cola, Tee, nichts Schweres essen, kein Alkohol und keine Zigaretten, vielleicht auf ein bisschen von den angebotenen Cocablaettern kauen und no fast moves! - also immer schoen laangsaam gehen. Ich hab mich an fast Alles gehalten und fuehlte mich erstaunlich gut. Wir haben auf 4300 m Hoehe uebernachtet. Irgendwie hatte ich zwar immer mal wieder im Liegen das Gefuehl, als wuerde ich Treppen steigen, wobei sichs unruhig schlaeft, aber sonst alles im gruenen Bereich. Und gefroren hab ich auch nicht mit Schlafsack und 3 Decken. Super.

So konnte der naechste Tag entspannt weiter gehen. Erster Halt war an Felsformationen, wobei der "Arbol de Piedra" besonders hervorgehoben wird. Und dann noch eine Lagune und noch eine und wieder Flamingos und noch mehr davon und wieder Felsen.  Da konnte ich mir die Namen der Plaetze nicht mehr merken. Schade war nur, dass alle Anbieter die selbe Tour machen und so an den Stopps auch immer relativ viele Leute zur gleichen Zeit unterwegs sind. Das hat leider auch zur Folge, dass sich an manchen Stellen der Muell und besonders das Klopapier sammelt. Unser Picknickplatz fuers Mittagessen war boese vermuellt, was den Genuss mindert. Unser Sandro hat aber immer alles brav wieder mitgenommen.
Herausgestochen ist an diesem Tag die Fahrt durch ein Flusstal mit Wasser. Und dort kamen uns doch tatsaechlich auch noch 3 Radfahrer entgegen. Increible!
Die Nacht haben wir in einem Salzhotel nahe des Salars de Uyuni verbracht. Salzhotel heisst das, weil die Waende und Moebel aus Salzplatten hergestellt sind und auch der Boden mit Salz bedeckt ist. War echt gemuetlich, wir hatten nette 2-Bett-Zimmer und man konnte sogar duschen. In der Nacht hab ich dann so gut geschlafen, dass ich nicht gemerkt habe, dass es Astrid wieder schlecht ging und Magda zu mir ins Zimmer gezogen ist.

Und dann war auch schon wieder der letzte Tag der Tour angebrochen. Wir fuhren zum groessten Salar der Welt, dem Salar de Uyuni. Der hat an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 180 km und die Salzschicht ist 40 m dick. Jetzt im April ist der Salar eine riesige weisse Flaeche. Nur von Januar bis Maerz ist Wasser auf dem Salar, was besonders spektakulaere Spiegelungen gibt, allerdings kann man dann auch nicht ueberall langfahren. Erstes Ziel war die Isla del Pescado, ein Fels im Salar bewachsen mit riesigen Kakteen. Und es wurden wild gestellte Fotos gemacht, die Landschaft alleine kann man ja auch googeln. Danach hielten wir in Mitten der Salzflaeche. Und dort ging der Fotospass dann richtig los. In dieser Ebene bieten sich Spielereien mit der¨Perspektive geradezu an. Ich war da leider bisschen schlechter dran ohne direkten Fotographierpartner und hatte auch keine Lust, immer zu fragen.
Und nach diesem Hoehepunkt konnte es nur noch schlechter werden. Das Museum des ersten Salzhotels, die Vorfuehrung der Salzgewinnung und den Zugfriedhof bei Uyuni nahmen wir dann weniger enthusiastisch mit und dann galt es auch schon wieder Abschied nehmen. Der ist bei mir recht knapp ausgefallen und ich bin in mein Hostal gegangen. Die Anderen wollten heut noch weiterreisen. Am Abend hab ich die Oesterreicherinnen dann noch beim Abendessen getroffen. Sie wollten um Mitternacht mit dem Zug nach Osurno und dann gleich weiter nach La Paz fahren. Das steht mir auch noch bevor. Morgen Nacht um 1:45 solls losgehen.

Laguna Colorado

blubbernder und stinkender Schlamm auf 4980 m


Laguna Verde

Flamingo bei seiner Lieblingsbeschaeftigung


Fahrt auf dem Salar de Uyuni

auf der Isla del Pescado



Da fuehlt sich sogar die Simmsie gaanz klein.




Wuestes Chile - San Pedro de Atacama

Dieser Kontinent ist voller Extreme. Am Morgen war ich noch in Dimitris kleinem Paradies im Wald - am Abend hab ich mich nach 3 Stunden Busfahrt mit Blick auf das Weinanbaugebiet durch den Trubel in Santiago gekaempft. Das Hostal Landay Barceló war zentral an der Av. Brasil gelegen und trotzdem schoen ruhig und gemuetlich. Dort hab ich dann 2 Naechte und einen Tag ganz in Ruhe verbracht und mich auf meine Weiterreise nach Calama vorbereitet.

Freitag bin ich dann ins Flugzeug gestiegen. Von meinem Fensterplatz aus hatte ich die freie Sicht auf die Unendlichkeit der Wueste. Noerdlich von Santiago schien es keine Vegetation mehr zu geben, nur noch Berge, Steine, Sand, Schneeflecken auf den Gipfeln und vereinzelte Wasserflecken in der Einoede. Und dann landeten wir auch schon in diesem Nichts. Es stand ein Transfer bereit und so stand ich am fruehen Nachmittag in San Pedro de Atacama im Hof meiner Unterkunft "Hostal Rural". Welch ein Kulturschock! Das Dorf in der Wuestenoase San Pedro schien es nur noch fuer die Touristen zu geben. In meinem Hostal droehnte der Beat in allen Geschmacksrichtungen, die Teenies chillten leicht bekleidet im Hof und spielten Tischtennis. Mein 6-er Zimmer war extrem eng und voll mit dem Zeug der anderen Backpacker. Da brauchte ich erstmal nen laengeren Moment, um innerlich anzukommen. Vorwiegend hab ich mich aber damit beschaeftigt, wie und wann ich hier wieder wegkomme. Und so war der Plan fertig, als ich abends im Bett lag und versuchte einzuschlafen, bei Technobeat aus einer benachbarten Bar.


das Weisse ist kein Schnee

Den naechsten Tag hab ich dann ruhig angehen lassen und nur einen kleinen Spaziergang zur 3 km entfernten Ruine der Festung Quitor gemacht. Fuer den Abend hatte ich eine Tour zum nahe gelegenen Valle de la Luna gebucht. 16:00 war die Hauptstr. des Ortes ueberfuellt mit wartenden Touristen, die in Busse der verschiedenen Agenturen verteilt wurden. Das Valle de la Luna durchfuhren wir in Kolonne und hielten an einer Gesteinsformation mit Namen "Tres Marias" zum Fotos machen. Das schoene Tal sahen wir dann aber nur vom Bus aus, alternativ kletterten wir in einer kleinen Hoehle am Rande des Tals rum. Der Fuehrer war ein Deutscher und so konnte ich wenigstens mal paar Fragen loswerden. Wir fuhren weiter zu einem Aussichtspunkt, um ins Valle de la Muerte zu blicken. Auf der anderen Seite der Strasse sammelten sich dann die Menschenmengen, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Ich fand den Platz nicht besonders stimmungsvoll und beobachtete mehr das Verhalten der Leute. Zurueck "zu Hause" war dann auch schon wieder die Party im Gange ...

Um 3:30 klingelte der Wecker. Die Tour zu den Geysiren El Tatio beginnt frueh, um bei Sonnenaufgang dort zu sein. Zwar stand ich noch fast ne Stunde im menschenleeren Ort rum, bis ich abgeholt wurde, dann konnte aber im Bus noch mal 2 Stunden weggenickt werden. Und dann hiess es raus aus dem gemuetlichen Bus in die Morgenkaelte auf 4300 m Hoehe. Langsam kam die Sonne heraus ueber dem dampfenden Geysirfeld. Hier kocht es unter der Erde und immer wieder sprudelt es aus den Erdloechern. Bei dem Farbenspiel der Natur hab ich fast vergessen, wie kalt mir ist. Danach bekamen wir die Gelegenheit in einem benachbarten Naturpool mit Thermalwasser zu baden. Diese Gelegenheit nutzten nur Wenige der Touristen. Ich war tapfer, aber der Ausstieg aus dem heissen Wasser danach war schon seeeher kahahalt. Der Weg zurueck ueber den Altiplano fuehrte vorbei an Flusslaeuffen, es gab Gelegenheit zur Beobachtung von Voegeln, Vicuñas und einem Fuchs - schon erstaunlich diese Vielfalt in der Kargheit und dann noch die schneebedeckten Vulkane im Hintergrund. Einen kurzen Stopp gabs noch in Machuca, um die dortige Kirche anzuschauen und Lamas zu knipsen. Auf der Strecke bekam eine Mitreisende arge Probleme mit der Hoehe und musste in ein schnelleres Auto umsteigen, um wieder nach San Pedro zurueck zu kommen, dass auf nur ca. 2400 m Hoehe liegt. Mir gings bis auf ein bisschen Kurzatmigkeit gut - eben nur langsame Bewegungen machen - und viel Wasser trinken. Fuer diese Tour hatte sich das fruehe Aufstehen wirklich gelohnt.

langsam wirds warm auf 4300 m

Nachmittags bin ich gleich weiter zur naechsten Tour. Was soll ich auch im Hostal, wo ich schon mittags vom Personal mit Bier, Salsa und plumper Anmache bedroht werde?

Diesmal waren wir bei der Tour nur 5 Leute im Kleinbus, 2 deutsche Jungs, die ich schon vom Morgen kannte, und ein Ehepaar aus Brasilien. So gabs zwar nur wenige Erklaerungen auf Spanisch, dafuer aber viel Zeit. Ziel des Ausfluges war der Salar de Atacama, speziell die Laguna Cejar. Erster Stopp war an einem See mit 70 % Salzgehalt. Dort haben wir gebadet, am Schwimmen ist bei dem Auftrieb nicht zu denken. Das hat dann auch ziemlich gebrannt auf der Haut und so hab ich die naechste Badegelegenheit ausgelassen. Hoehepunkt war dann der Sonnenuntergang an der Laguna Cejar. Da waren zwar auch ganz paar Leute, aber das hat sich irgendwie besser verteilt. Und der Platz war einfach toll, wir konnten rumspazieren und das Lichtspiel in Ruhe geniessen. Zum Abschluss gabs noch nen Pisco Sour und wir standen schwatzend herum, bis es dunkel und kein anderes Auto mehr da war. Sehr entspannt.
Danach blieb mir nur noch, die dicke Salzkruste von der Haut zu Waschen und wieder Sachen zu packen. Es war verdaechtig still im Hostal, sollte hier Sonntag etwa Ruhetag sein?
 
gleich sprudelts



Laguna Cejar


Donnerstag, 18. April 2013

Im Tal des Rio Maule

Das Tal des Rio Maule
Meine Reise fuehrt mich immer weiter in Richtung Norden, dem schoenen Wetter hinterher. Am Donnerstag (11. April) fuhr ich von Pucón nach Talca. Das hat ca. 8 Stunden gedauert. Aber ich hatte viel Platz auf meinem Semi Cama und die ganze Zeit keinen Sitznachbarn. Diese Sitze sind echt bequem, viel Beinfreiheit, Stuetze zum Beine hochlegen und weit zurueckzuklappen - eben fast ein Bett. Sowas haette ich gern mal auf nem Langstreckenflug. Und dann gehts immer schoen geradeaus auf der Panamericana, da wird nicht mal mir uebel. Da hab ich das Aussteigen an der Kreuzung nach Talca fast als unsanft empfunden. Nun stand ich dort in diesem eher haesslichen Ort und suchte im Einkaufsgetuemmel mein "Hotel Cordillera". Dort hatte ich ein haessliches, teures Einzelzimmer. In Talca war irgendwie kein Hostal mit Dorms aufzutreiben. Und die allseits angepriesene Casa Chueca war mir einfach zu weit draussen.


Am Freitag hatte ich mir einen Ausflug zur Kueste nach Constitución vorgenommen, was ca. 100 km entfernt ist. Dazu wollte ich um 7:15 die letzte Schmalspurbahn Chiles nehmen. So hiess es wieder frueh aufstehen und im Dunkeln zum Bahnhof tappen. Dieser ist, ausser dem Container fuer den Ticketverkauf, eine triste Baustelle. Der ganze Ort ist von den Folgen des letzten Erdbebens im Februar 2010 gezeichnet.
Dann war angeschlagen, dass der Zug wegen Streckenbauarbeiten etwas spaeter abfaehrt und fuer die Strecke statt der ueblichen 2 1/2 Stunden jetzt 4 Stunden benoetigt. Aber nun war ich ja einmal da und bestieg den klapperigen Wagen mit zerkratzten Fenstern, die zum Teil auch nicht mehr geschlossen werden konnten. Und es war eisig kalt. Der Wetterbericht hatte zwar mindestens 25 Grad angekuendigt, aber da hatte ich die enormen Tag- Nachtunterschiede nicht bedacht. Ausser mir konnte ich nur 3 Chilenos auf Ausflug als Touristen erkennen. Sonst fuhren eigentlich nur Streckenbauarbeiter mit schicken orangen Signalwesten mit. Nach 2 Stunden war Zugwechsel angesagt und ich konnte mich endlich ein wenig in der Sonne waermen und die Maenner bei der Arbeit beobachten. Fuer jeden Handgriff gabs mehrere scherzende Kommentatoren. Und dann zuckelte die Bahn weiter, dem Lauf des Rio Maule folgend durch die Idylle. Eigentlich wirklich schoen hier.

In Constitución angekommen, setzte ich mich gleich in den Bus nach Putú, um das dortige riesige Sandduenenfeld am Meer anzuschauen. Aber irgendwie hat da meine eigene Reiseleitung versagt. Mir wurde zwar die Richtung gewiesen, aber irgendwie war da kein Weg weg von der Strasse, kein Schild, keine Orientierungskarte. Das Spanisch der Leute hab ich auch nicht verstanden und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass sie mir wirklich helfen wollten, eher, dass sie sich ueber mich lustig machen. Das war mir dann zu daemlich und mir ist die Lust vergangen in der Mittagshitze bloed rumzusuchen. Andere Touristen waren natuerlich auch nicht anzutreffen und das Hotel am Platz sah sehr geschlossen aus. So hab ich dieses Highlight abgeschrieben und bin nach Constitución zurueck.

Dieser Ort war erstmal auch nicht geeignet, meine Stimmung aufzubessern. Hier war 2010 zum Erdbeben auch noch ein Tsunami gekommen und hatte die Stadt zerstoert. Dazu steht mitten in der Stadt, direkt am Meer, auch noch eine qualmende und stinkende Zellulosefabrik. Ich hab mich aber tapfer zur Kuestenpromenade durchgekaempft, wo schwarze Straende mit wilder Brandung und spektakulaeren Felsen auf mich warteten. Den Rueckweg bin ich dann immer entlang der Kuestenpiste mit viel Muell, rechts die Zellulosefabrik, links das Meer, bis zum Muendungsbereich des Maule. Ueberall war zu sehen, dass am Wiederaufbau gearbeitet wird und schon wieder ein paar nette Flecken entstanden sind. Insgesamt bleibt aber ein eher trauriges Bild haften, bei eigentlich phantastischer Kulisse.





Spuren der Zerstoerung

Eigentlich eine herrliche Kulisse
Kueste bei Constitución

Nach diesem anstrengenden Ausflug freute ich mich nun riesig, wieder aus der Stadt rauszukommen. Ich hatte mich im Refugio del Tricahue beim Armerillo angemeldet. So kaufte ich fuer die naechsten Tage ein, denn in Armerillo gebe es nur los basicos und liess wieder eine Menge Unnoetiges in der Abstellkammer des Hotels. Der Weg von ca. 1 1/2 Stunden fuehrte an einem Stausee vorbei und ging kurz vor Armerillo in eine Schotterpiste ueber, die Asphaltstrasse befand sich auf der anderen Flussseite.

kleines Paradies - Refugio del Tricahue
Ich wurde direkt vorm Eingang des Refugio abgesetzt und gleich von Dimitri, dem belgischen Besitzer, in Empfang genommen. Er fuehrte mich in ein kleines Holzhaus im Wald, mit kleinem Pool und Sauna daneben. Da gab es eine Sitzgelegenheit im Schatten, eine Kueche, nette Haushunde, ganz viel Ruhe und ich hatte das Bett unter den Sternen - was will man mehr. Und so bleibe ich hier 4 Naechte, 2 davon habe ich das Haus fuer mich allein und fuehle mich ganz weit weg, ohne Telefon und Internet - im Nirgendwo gibts auch kein Netz.



Ueberm Bett ein riesen Fenster - der direkte Blick in die Sterne
und ich bin nie allein
Parque Tricahue


... help is coming, when you need it most...
Am Tag darauf geh ich mal wieder auf Wanderschaft in dem privaten Naturpark Tricahue. Und es soll mal wieder 600 m rauf und wieder runter gehen. Der Weg ist staubig und voll Geroell und es ist richtig heiss heute. Den Blick zurueck auf das Flusstal, die Farben des Herbstwaldes, die Voegel und Eidechsen kann ich so nur schwer geniessen. Oben bin ich k.o. und spare mir den Abstecher zu Wasserfall und Aussichtspunkt. Und dann folgt der Weg nach unten, sausteil und manchmal recht nah am Abgrund. "Schoene Scheisse!" fluche ich vor mich hin. Und dann hoere ich Stimmen hinter mir, die ersten heute. Ich bitte die 3 Stundenten aus Talca auf Sonntagsausflug, mit mir zusammen abzusteigen. Das tun sie dann auch und in Begleitung erscheint mir der Weg nur noch halb so schlimm. Aber ich hab erstmal genug von Bergwanderungen und erhole mich einen ganzen faulen Tag in Dimitris kleinem Paradies.


Laguna Maule
Dimitri ganz entspannt "bei der Arbeit"
Und weil ich so sparsam war, leiste ich mir am Dienstag einen echt teuren Ausflug mit Auto und Dimitri allein. Ein bisschen Luxus muss schliesslich sein. So steige ich 9:30 zu ihm ins Auto und wir fahren weiter am Rio Maule entlang ins Niemandsland zwischen Chile und Argentinien. Das Auto hat ganz schoen zu tun, um in 70 km von 500 m auf 2500 m Hoehe zu kommen. Den ersten Halt machen wir an den Saltos de Acroiris (Regenbogenwasserfaelle) im Valle de los Condores. Da gibts uebrigens ne Menge Kletterwege und ein entsprechendes Treffen jeden Januar, wer mal schauen moechte: www.guiaescaladachile.com. Ich hab leider weder Regenbogen noch Condor gesehen, irgendwas mit dem Wind ... Endpunkt der Fahrt war die Laguna Maule, wo sich Dimitri fuer den vielen Muell entschuldigt hat, den die Fischer da hinterlassen. Hier oben machte sich Wuestenfeeling breit, die ueppige mediterane Vegetation war verschwunden. Auf dem Rueckweg haben wir dann angehalten, um zu Thermalquellen im Flusstal zu spazieren. Dort haben die Leute direkt am Fluss kleine Staubecken gebuddelt, um das aus der Erde kommende heisse Wasser aufzufangen. So hab ich als Kind Stauseen im Bach angelegt. Und in diesen Kuhlen kann man sich dann in das warme, gelbe, schlammige Wasser legen und danach gleich im kalten Fluss abkuehlen. Das haben wir dann auch gemacht und Dimitri war gaaanz entspannt, wenn auch etwas wortkarg. Aber ich rede ja auch nicht mehr um jeden Preis, wenn es schwer ist, sich wirklich auszudruecken in einem holprigen Gemisch aus Englisch und Spanisch. Dann laechele ich ihn eben bloss an.
Am naechsten Tag hiess es Abschied nehmen. Und es ist mir das erste Mal schwer gefallen, weiter zu ziehen.


Valle de los Condores



Dienstag, 9. April 2013

Am Fusse des Vulkans Villarrica


Seen und Wald am Fusse des Vulkans Villarrica

Nach den kalten Regentagen in Puerto Oktay bin ich am Samstag weiter in Richtung Norden gefahren nach Pucón am Fusse des Vulkans Villarrica am gleichnamigen See. Diese Gegend ist ganz offensichtlich ein touristisches Zentrum mit zum Teil luxurioesen Hotelanlagen am See entlang. Der Ort Pucón ist dann trotzdem sehr uebersichtlich und haessliche Hotelburgen fehlen gaenzlich. Das Meiste, was der Tourist braucht, findet er entlang der Hauptstrasse: Restaurants, Eiscafés, Agenturen fuer Ausfluege in die Umgebung, eine deutsche Baeckerei und andere Versuchungen. Ich wohne 500m ausserhalb in der "casa satya". Auch diesmal hab ich wieder das Mehrbettzimmer fuer mich allein.


Fuer die folgenden 2 Tage hat mir das Internet schoenes Wetter vorhergesagt und das wollte ich nutzen.




Also habe ich mir am Sonntag einen Ausflug zu den "Termas Geométricas" geleistet (ca. 50 Euro fuer Eintritt und Transfer). Die Fahrt mit dem Kleinbus dauerte fast 2 Stunden, die letzten 20 km auf hoppeliger Bergpiste. Die Anlage wird ihrem Ruf als eine der schoensten Naturthermen Chiles gerecht. Die mit Naturschiefer verkleideten Becken (36 bis 41 Grad warm) sind in ein enges Flusstal mit ueppiger Vegetation eingebettet und durch rote Holzstege miteinander verbunden, 2 kleine Wasserfaelle sorgen fuer Abkuehlung. Die Menschen verteilen sich angenehm in der Anlage und ihre Stimmen werden durch das Rauschen des Wassers uebertoent. 3 Stunden bade ich ganz entspannt, bis es wieder zurueck nach Pucón geht.

bisschen wie ein japanischer Garten?

ein ganz besonderer Ort
Fuer Montag hatte ich mir wieder eine Wanderung vorgenommen. 8:30 bin ich mit dem Bus zum Nationalpark Huerquehue (unaussprechlich!!! einfach zu viele ue). Am Eingang musste ich dann wieder ca. 8 Euro Eintritt entrichten. Dafuer sind die Wege dann aber auch gut ausgebaut und beschildert sowie frei von Muell. Zuerst begebe ich mich zum Refugio Tinquilco, wo ich die Nacht verbringen werde. Noch einmal will ich mir nicht von der Abfahrtszeit des letzten Busses die Gemuetlichkeit beim Wandern stoeren lassen. Es ist noch kuehl am Morgen, die Wiesen sind noch weiss vom Raureif, aber die Sonne bricht schon durch. Beim Aufstieg wird mir dann aber schnell warm. Der Weg "Los Lagos" fuehrt mich 600m aufwaerts durch dichten Wald zu mehreren kleinen Bergseen auf ca. 1.300m. Die Vegetation ist ueppig und es ist unglaublich still, mal abgesehen von dem Tirilie und PickPick und Huhuuhu der Voegel. Es gibt Suedbuchen, Araukarien, sowas wie Bambusgestruepp ... also viel Wald und Schatten. Auf den weichen, z.T. mit Herbstlaub bedeckten Wegen schmerzt das Gehen auch nicht so wie auf Geroell. Trotzdem bin ich mal wieder gaaanz langsam und geniesse ausgedehnte Pausen an den 5 Lagunen. In 8 Stunden treffe ich nur 5 Leute. 19:00 bin ich dann zurueck im Refugio, erschoepft und sehr zufrieden mit dem Tag. Dort erwartet mich eine heisse Dusche, klassische Musik beim Kochen in dem herrlichen Haus und eine etwas harte Matratze. Eine Mischung aus Pilgerfeeling und Zeughaus in Luxusausfuehrung. Auch fuehrt das australische Ehepaar mit dem Hausherren Patricio noch intensive Gespraeche, von denen ich leider nur wenig verstehe. Auch dem Gaestebuch kann ich entnehmen, dass Patricio viel Interessantes zu erzaehlen hat. Seine Frau Lake Sagaris hat das Buch "After the first death" ueber die Zeit der Diktatur geschrieben (leider nur in Englisch zu erwerben), auf dem Tisch liegt ein Bildband ueber die Umweltsuenden in Chile. Schade, dass es bei mir nur fuer ein bisschen Smalltalk beim Fruehstueck reicht. "The book is good to learn englisch." Gracias Patricio!


Stille ueber der Laguna Toro - Belohnung fuer den Aufstieg


Araukarien, wohin das Auge blickt





Fuer die naechsten Tage ist wieder Dauerregen angesagt. Zeit, die Eindruecke zu verarbeiten, die Knochen zu schonen und weiterzuziehen ...