Dienstag, 7. Mai 2013

Tradition und Commerz - Inseln im Titicacasee

Mystik des Titicacasees - Llachón
Es ist der hoechste schiffbare See der Erde in 3810 m Hoehe, 195 km lang, 65 km breit und 304 m tief mit 36 Inseln. Um ihn ranken sich Sagen und Mythen. Und er ist ein Touristenmagnet. Schon in Copacabana in Bolivien war das zu spueren. In Puno, auf der peruanischen Seite, ist es noch touristischer. Die Stadt ist laut und eng und das Zentrum ist etwas vom See entfernt. Nach meinem Abschied von Vali habe ich mich Freitag im Hotel Huaytusive einquartiert, dank ihrer Empfehlung fuer nur 5 Euro im Einzelzimmer. Samstag habe ich dann damit zugebracht, meine naechsten Tage zu planen und mich entschlossen, eine 3-taegige Tour zu weiteren Inseln im Titicacasee zu buchen.

Totora (Schilf)-Boote der Uro-Nachfahren
Sonntag frueh wurde ich im Hotel abgeholt. Nachdem auch die anderen Touristen eingesammelt waren, gings zum Hafen. Das erste Ziel waren die schwimmenden Inseln der Uro-Nachfahren. Diese scheinen nur noch wegen der Touristen zu existieren. So laeuft es dann auch ab. Man wird auf einer der Inseln abgesetzt, es gibt eine kurze Erklaerung, wie die Inseln gebaut werden, dann wird ziemlich aufdringlich versucht, zum Kauf von Andenken zu animieren, ausserdem kann man noch paar Meter mit einem Schilfboot fahren bis zum naechsten Verkaufsstand. So ist der Besuch dort in einer halben Stunde abgearbeitet. Schade, dass das nicht anders geht.

gelangweilte Teenies schippern die Touries rum - "money para foto"
La esposa de Valentin
Nach diesem Erlebnis fahren wir einfach 2 Stunden gemuetlich ueber den See, wobei unser Guide Sido bei mir noch Deutschstunden nimmt. Ich werde in Llachón auf der Halbinsel Capachica ausgesetzt. Die meisten Touristen nehmen sich nur 2 Tage Zeit und so habe ich heute ein Sonderprogramm fuer mich allein. In Llanchón nimmt mich Valentin in Empfang und fuehrt mich zu seinem Haus mit einigen Gaestezimmern. Ich war von dem Luxus ueberrascht - schoenes Zimmer mit Aussicht, Bad und warmer Dusche und dazu noch Vollpension und ein schoener Garten und ueberall Seeblick. Herrlich! Auf meinem Nachmittagsspaziergang zu einem Aussichtspunkt in der Naehe war ich dann auch ganz allein mit der Stille und der Landschaft und konnte ein Gefuehl bekommen fuer die besondere Energie dieses Platzes. Ueberall Terassenfelder, Steinmauern, Voegel, Blueten und Gruen zwischen dem Gestein und im Ort Schafe, Kuehe, Esel und gemuetliche Leute, in den Hoefen sitzen Frauen in Tracht mit bunten Bommelhueten und lassen sich von mir nicht stoeren. Welch Kontrast zum Uro-Commerz. Auch die Familie von Valentin fuehrt Touristen ihre Tradition vor, aber hier ist sie noch lebendig und die Menschen wirken stolz und authentisch.

Sonnenaufgang in Llanchón - aus dem Bett betrachtet

Amantaní

Am naechsten Tag wurde ich dann mit dem Boot wieder abgeholt und in eine neue Touristengruppe geworfen. Nach einer Stunde gingen wir auf der Insel Amantaní an Land. Am Hafen wurden wir auf Familien verteilt. Unser Guide Leo hat mich mit einer alleinreisenden Argentinierin zusammengesteckt. Wir wurden von Angelino zu seinem Haus begleitet. Auch Amantaní hat seine Urspruenglichkeit bewahrt und so wurden wir quasi in eine andere Welt geworfen. Erstmal gabs Mittag, Quinoasuppe und Gemuese aus eigenem Anbau. Dank Claudia, meiner argentinischen Mitreisenden, kam auch ein Gespraech in Gang ueber Kinder, Enkel, den Tourismus auf der Insel. Das ist auf Amantaní so organisiert, dass die Touristenboote im Rotationsverfahren in den 10 Orten der Insel anlanden, nur bei Familien uebernachten koennen und die Einnahmen der Gemeinschaft zu Gute kommen. So verdienen sie dran und kanalisieren den Andrang. Am Abend sind alle Besucher dann im Entenmarsch auf den hoechsten Berg gestiegen, so auf 4.100 m Hoehe, um am Tempel fuer Pachatata den Sonnenuntergang zu erwarten. Danach gabs wieder Suppe und Gemuese. Claudia hat Angelino und Angelika erklaert, wie es im Flugzeug so ist und Angelino hat uns erzaehlt, wie er die Stadt Puno und den Commerz auf anderen Inseln so findet. Obwohl Angelika am Tisch fast eingeschlafen ist, hat sie sich nochmal in Schale geworfen und ihre Ausgehtracht angezogen. Dann wurde auch Claudia in die Tracht gesteckt. Ich bekam nur einen Poncho, Kleid gabs in meiner Groesse wiedermal nicht. Dann wurden wir zum Schulhaus gefuehrt und dort gabs dann Musik und Tanz und alle haben sich gegenseitig fotographiert in ihrer Verkleidung. Ich hab lieber beobachtet. Irgendwie war´s aber ganz lustig, bisschen wie Schuldisco zum Fasching. Und zur Belohnung gabs ja auch noch einen herrlichen Sternenhimmel.

gleich gibts Essen
Quinoasuppe, Gemuese, Tee mit Coca und Muña
Haus auf Amantaní



Am naechsten Morgen gings dann zur Insel Taquile. Dort ist es dann wieder viel touristischer und die Gemeinschaft hat sich durch die auesseren Einfluesse schon stark veraendert. Trotzdem tragen sie noch saemtliche Waren von der Cola bis zu Zement auf dem Ruecken den Berg hinauf. Bekannt ist die Insel fuer ihre strickenden Maenner - die sind sogar Weltkulturerbe. Ihre Tracht haben sie auch von ihren Kolonialherren abgeschaut. Kein Wunder, dass mir das irgendwie spanisch vorkam.

mit Claudia und unserem Guide Leo



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