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JATUN SACHA - ich wohne im "casa vieja" links |
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Mora (Brombeergestruepp) ueberall |
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mein Platz zum Erholen nach der Arbeit |
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Linda schlaeft auf den Arbeitshandschuhen |
Es wird nun Zeit, von meinem Leben hier auf San Cristóbal zu berichten. Es sind bereits 2 Wochen vergangen und ich habe mich eingelebt.
Das Camp der Organisation Jatun Sacha befindet sich im Hochland von San Cristóbal. Auch wenn die Insel nicht gross ist, gibt es verschiedene Klimazonen. Es sind ueberall um die 25 Grad. Aber die Regenmengen unterscheiden sich gewaltig. In der Gegend des Camps regnet es eigentlich jeden Tag. So ist alles schlammig und die Sachen sind klamm. Die Moskitos fuehlen sich in diesem Klima super wohl, Menschen eher weniger. Mit einer Spinnenphobie duerfte es hier eher schwierig werden. Ratten gibt es wohl auch, aber deren Anblick ist mir bislang erspart geblieben.
Fuer die Arbeit der Voluntaere wurden 4 Haeuser in den Busch gestellt (Kueche mit Aufenthaltsterasse, Personalhaus mit Waescheraum, 2 Wohnhaeuser - alt und neu). Ich habe einen Bretterverschlag mit bequemer Matratze fuer mich allein. Wegschliessen braucht man nichts mehr, da hier keiner herkommt.
Staendig kommen neue Voluntaere oder es wird Abschied genommen. In den letzten 2 Wochen waren wir zwischen 8 und 15 Leute. Jetzt vor Weihnachten schmilzt die Truppe und es gibt mehr Abschiede als Begruessungen. Dabei ist das Willkommen eher knapp, kuehl und sachlich, die Abschiede sind deutlich herzlicher. Am ersten Tag war ich ziemlich geschockt. Eigentlich bekommt man kaum etwas erklaert und wird einfach hineingeworfen und kann sich kuemmern. Nach kurzer Zeit gemeinsamen Lebens gehoert man dazu wenn man ein bisschen auf die Leute zugeht. Wir sind ja alle irgendwie darauf angewiesen, dass das Miteinander stimmt und bisher gabs auch keinen Stress untereinander. Von den Meisten koennte ich zwar die Mutter sein, aber auch das spielt hier keine Rolle. Leider findet die Kommunikation fast nur in Englisch statt. Kein Wunder bei der bunten Mischung aus Amerikanern, Deutschen, einer Schweizerin, Suedafrikanern, Norwegern, Englaendern und einem Daenen. Angeleitet werden wir von Eduardo. Dann gibt es noch unsere Koechin Rosa und 2 Hunde (Negro und Linda), die staendig bei uns sind. Letzte Woche sind dann auch noch die Chefin Lydia und der "Hausmeister" Jaime gekommen. Beide sind auf dem Festland von Ecuador geboren und haben Schwierigkeiten mit der Einreisegenehmigung auf die Galapagos-Inseln. So war das Camp 2 Wochen quasi kopflos und das erklaert nun auch, dass es allein mit Eduardo weniger streng zuging. Eduardo ist 36 Jahre und noch unverheiratet. Er spricht mit uns eigentlich nur spanisch, versteht aber ziemlich gut englisch. Ist wohl auch Strategie. Er arbeitet hart, kuemmert sich wirklich mit Herz um uns. Mit Maennern fuehrt er wohl auch tiefgruendige Gespraeche. Mit Frauen geht es eher um die Frage, warum man nicht verheiratet ist, den Unterschied zwischen Mann und Frau und aehnlich spannende Dinge. Und er macht staendig Scherze, das ist ganz witzig und lockert auf.
Der Tagesrhythmus wird von den Mahlzeiten bestimmt. 7:00 gibts Fruehstueck, in der Regel labbrigen Toast mit Erdnussbutter, Marmelade oder Honig, manchmal auch Fruchtsalat oder Ei. Da steh ich nicht wirklich drauf. 12:00 gibts warmes Mittagessen und 18:00 warmes Abendessen. Rosa kocht ganz gut und es ist immer essbar. Mit Vegetariern hat sie allerdings ihre Probleme, zum Glueck esse ich Fleisch. Allerdings fehlt immer irgendwie die Sosse und so haben wir einen hohen Verbrauch an Ketschup und Mayonaise. Ich beteilige mich da auch rege, da man sonst den trockenen Reis jeden Tag schlecht runterbekommt. Manchmal gibt es aber auch ein Festessen. So hatten wir an diesem Freitag als Abschiedslunch fuer 5 Voluntaere Lobster!!! Super lecker. Fuer jede Mahlzeit gibt es auch einen Kuechendienst. Da muss man dann vorwiegend Saft machen, also Orangen und Zitronen pressen. Auf Jatun Sacha haben wir Bananen, Papaya, Orangen, Zitronen, Tomaten und andere Gemuese. Wenn man etwas spanisch spricht, ist Rosa total nett und der Kuechendienst macht Spass. Nach dem Essen am Abend wird in der Regel Karten gespielt. Da habe ich schon einige sinnige Spiele gelernt - Arschloch, Schnauz - dabei koennen viele Leute mitmachen. Ich hab auch schon ne Runde Skat gespielt oder mein geliebtes Cuarenta und Tischtennis. Ist halt bisschen wie im Ferienlager.
Die Hauptarbeit der Voluntaere ist das Hacken von Mora (Brombeergestruepp). Das ganze Hochland ist voll davon und hat die urspruengliche Vegetation verdraengt. Wir ruecken der Mora nun mit der Machete zu Leibe. Das ist anstrengend und fuehlt sich nicht besonders effektiv an. Unsere spezielle Arbeitskleidung besteht aus Oberteilen mit langen Aermeln, Gummistiefeln, Arbeitshandschuhen und Moskitohut. Da wird einem echt schnell warm bei schwuelen 25 Grad. Aber ohne diesen Vollschutz ist man ganz schnell total zerstochen und zerkratzt. Mir macht das mittlerweile sogar Spass und man kommt nicht zum Gruebeln. Effektiv arbeiten wir ca. 5 Stunden am Tag, vormittags 3 und nachmittags 2 Stunden. Beim Hacken von Mora reicht das auch voellig und man freut sich danach auf die kalte Dusche.
In der letzten Woche haben wir die Machete weniger gebraucht. Wir waren Kaffeebohnen pfluecken und habe diese danach gepellt und sortiert. Ziel war Samen fuer neue Pflanzen zu besorgen. Man versucht hier, den Kaffeeanbau zu foerdern. Duch die Pflanzung von Kaffee und anderen Baeumen soll die Mora eingedaemmt werden. Das funktioniert wohl auch, wenn die Baeume gross genug sind, um Schatten zu spenden und wenn man in der Anfangsphase permanent die Mora weghackt. Ansonsten haben wir etwas den Aufenthaltsbereich verschoenert, sozusagen Weihnachtsputz, ich hab freiwillig die Sanitaerhaeuschen geputzt und wir haben ein neues Beet im Garten angelegt und Unkraut weggemacht. Jetzt stehen Weihnachten und Silvester bevor und da wird auch hier nicht so straff gearbeitet. Also alles machbar und es gibt ja noch die Wochenenden ...
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Kaffeebohnen frisch vom Baum |
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nach dem Pfluecken wird gepellt - ist wie Kirschen entkernen |
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Eduardo schaerft die Waffen |
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man gewoehnt sich dran |
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unsere Kuechenfee Rosa mit Lobster fuers Lunch |