Freitag, 30. November 2012

Magst du Meerschweinchen?

Meerschweinchen am Spieß


Wenn du Meerschweinchen (cuy) magst, solltest du in Ecuador lieber nicht essen gehen. Die werden hier aufgespießt und als Delikatesse zum Verzehr angeboten. Diesen Donnerstag haben wir zum Mittagessen einen kleinen Schulausflug gemacht, um dieser Landessitte zu frönen. Ich hab natürlich probiert und das Tier schmeckt gar nicht schlecht, ein bisschen wie Ente. Meine Mitschülerin Laura fand das alles schon etwas ekelig und hat versucht das magere Tier mit Messer und Gabel zu zerlegen. Die Anderen haben die Hände genommen.
Nachmittags gabs dann noch ein Stück Torte. Einmal im Monat veranstaltet die Schule einen kleinen Kindergeburtstag für die Jubilare des letzten Monats. Da bin ich schon froh, hier nicht Geburtstag zu haben.

Dann hab ich mich aufgerafft, mal wieder zum Salsa zu gehen. Da war ich heute die Einzige und hatte eine Stunde Einzelunterricht. Der Lehrer hat mir erklärt, dass der rechte Arm muy flexible sein muss und ich eigentlich nur folgen muss. Einem Mann zu folgen ist mir ja schon immer etwas schwer gefallen und mein rechter Arm war noch etwas unflexibel nach dem letzten kleinen Sturz. Aber sonst gings ganz gut und er wollte dann im Rucksack mitgenommen werden auf die Galapagosinseln. Hat echt Spaß gemacht.

Damit war der Tag aber noch nicht zu Ende. Für 18:30 hatte ich mich zu einer nächtlichen Stadtführung angemeldet. Leider regnete es und alle hatten schon die Befürchtung, dass es sehr ungemütlich wird. Zum Glück hörte der Regen dann bald auf und wir konnten die Tour genießen.

Jesuitenkirche

Basilica del Voto Nacional

Fotoausstellung - Plaza San Francisco
Auf der ältesten Straße der Stadt "La Ronda" gerieten wir in einen Festumzug im Rahmen der Fiesta del Quito. Dort beobachteten wir das Treiben und aßen eine heiße Empanada (gefüllte Teigtasche). Ich hab mir dazu noch einen "canelazo" geleistet. Das ist ein süßes Heißgetränk, gerne auch mit ordentlich Alkohol drin. Das wärmt durch.

Zum Abschluss fuhren wir dann noch auf den Panecillo-Hügel, um von oben auf die Stadt zu schauen und das Wahrzeichen Quitos, die Statue "Virgen de Quito", von Nahem zu betrachten. Zum Abschied wurden ein paar nette Gruppenfotos gemacht und so ging ein schöner Tag zu Ende.
Zu Hause saßen wir "Schwestern" dann noch etwas zusammen und haben dummes Zeug geredet. Das sind manchmal die besten Stunden des Tages.

Umzug auf der La Ronda
Blick vom Panecillo-Hügel

Mittwoch, 28. November 2012

Mitad del Mundo


meine Lehrerin Marianna

Heute waren wir auf Schulausflug. Der Letzte ist bei mir ja schon ein paar Jahre her. Laura war noch krank. So machten wir uns nur zu Viert auf den Weg, meine Lehrerin Marianna, Cameron aus der Naehe von New York und der Lehrer Cristobal fuhr das Auto. Auf der Fahrt durch die Stadt hat Cristobal viel ueber die Geschichte von Quito erzaehlt und ich hab ihn meist sogar verstanden. Zuerst ging es durch den dichten Verkehr Richtung Norden zu einem Aussichtspunkt. Der Blick hinunter zu der ausgetrockenen, fruchtbaren Krarlagune war leider etwas wolkenverhangen. Dann besuchten wir das "MUSEO INTINAN". Dort bekamen wir etwas zu den Urvoelkern des Landes erzaehlt. Mittelpunkt der Fuehrung waren aber Experimente entlang der Aequatorlinie. So durften wir beobachten, in welche Richtung sich das Wasser bewegt, wenn es aus einem Waschbecken abfliesst, wir versuchten rohe Eier aufzustellen, dann noch so eine Art Armdruecken und zuletzt ballancieren auf dem Aequator. Die Erlaeuterung der physikalischen Hintergruende dieser Experimente wuerde an dieser Stelle zu weit fuehren.
Ich hab kein Zertifikat fuers Eieraufstellen bekommen.

Im Museum befanden wir uns an der mit GPS ausgemessenen Mitte der Erde. Mehr als 100m weiter steht die Statue "Mitad del Mundo". Dort hab ich mich dann mit meiner Lehrerin aufgestellt zur gemeinsamen Erinnerung.

Blick in den Pululahua-Krater


Solar Museum - Museo del Sitio Inti Nan

Dienstag, 27. November 2012

Chevere

Baile en la ciudad
Wenn man hier eine Vokabel benoetigt, dann ist es "chevere", was sowas heisst wie cool. Am Montag hatte ich meine erste Stunde Einzelunterricht. Und die Lehrerin Marianna meinte, es waere muy chevere, wie schnell wir vorankommen. Um 13:00 kam dann meine Mitschuelerin Laura. Sie hatte sich auf dem Wochenendausflug erkaeltet und kaum geschlafen. Entsprechend verpeilt war sie dann auch. So hat sie kaum den Wochenplan verstanden, zu schweigen von der Konjugation der Verben in der Vergangenheit. Laura schimpft mich immer Streberin und ich weiss nicht, wie sie darauf kommt.


Am Dienstag musste ich wieder frueh in der Schule sein. Es war um 8:00 ein Exkursion zum Parque Itchimbia angesagt. Mit 3 Jungs Anfang 20 (2 aus Amerika und Sven aus Deutschland) und 2 Lehrerinnen ging es ziemlich zuegig durch die Stadt, oft bergauf. Belohnt wurden wir mit einem herrlichen Ausblick auf die Altstadt von Quito und die umliegenden Berge. Ich hab mich bei dem Spaziergang gleich mal wieder auf den Hintern gesetzt und mir die Schulter geprellt. Das wird hoffentlich wieder besser sein, wenn ich den naechsten Berg besteige.

Danach hatte ich meine Lehrerin 5 Stunden fuer mich allein. Laura hatte sich krank gemeldet. So konnten wir in Ruhe komplizierte Sachen durchnehmen bis mir der Kopf platzt. Danach reichte meine Energie nur noch fuer einen ruhigen Abend im Kreise der "Familie".


Aussicht auf Quito vom Parque Itchimbia
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Samstag, 24. November 2012

Mein erster 4000er

Hier ist es nun schon Montag Abend und erst jetzt habe ich Zeit und Zugriff zu einem Computer, um von meinen Wochenenderlebnissen zu erzählen.

Am Freitag bin ich früh aufgestanden, um mein Ränzlein zu schnüren und dann mit dem ganzen Gepäck zur Schule zu gehen. Dann habe ich mich allein auf den Weg nach Otavalo gemacht. Nachdem ich am letzten Wochenende schon mit Anne dort war, hatte ich auch kaum Probleme, mich zu finden. Ich bin zwar in der Stadt nochmal zu früh ausgestiegen. Aber hier muss man nicht lange warten, bis der nächste Bus kommt.
In Otavalo habe ich mir dann gleich ein Taxi genommen, dass mich für 3 $ die ca. 5 km bis zu meinem Hostal gebracht hat. Ich hatte auf Empfehlung von Anne per mail ein kleines Zimmer im Rose Cottage reserviert. So konnte ich gegen 18:00 mein helles, ruhiges Einzelzimmer mit Balkon und herrlicher Aussicht beziehen.

Nach kurzer Zeit vernahm ich Lärm aus den Räumen unter mir. Das erinnerte mich daran, dass es Zeit ist zum Dinner zu gehen. Dort traf ich dann ein Pärchen aus Canada beim Dart spielen an, welches freundlich Kontakt aufnahm. Später gesellte sich dann noch ein junger Japaner dazu. Die Cannadier waren ein nettes Vater - Tochter - Gespann, wobei Papa sich 6 Monate zum Reisen Zeit genommen hatte. Der Japaner war auch schon ein Weilchen unterwegs, irgendwas von Seekrankheit auf dem Panamakanal wurde erzählt und vom wundervollen Columbien. So wurde der Abend gemütlich und die Gastgeberin Rose erzählte auch lang und ausführlich aus ihrem Leben. Sie ist Ecuadorianerin und seit 30 Jahren mit einem Engländer verheiratet und hat wohl auch die meiste Zeit in London gelebt. Nun seien die Kinder aus dem Haus und sie habe begonnen, sich zu langweilen. Da hat sie ihre Familie  überredet, ihr dieses schöne Hostal in den heimatlichen Bergen zu kaufen. Nun ist ihr nicht mehr langweilig.
Für mich war es ziemlich schwierig, auf eine Konversation in englisch umzusteigen. So waren meine Beiträge zum Abend, zumindest sprachlich gesehen, wohl eher grauenhaft. Des nächtens begleitete Ms. Rose noch 2 späte Gäste zu ihren Betten. Es bestand wohl auch noch Gesprächsbedarf, so dass mich ihre schrille Stimme noch ein weilchen begleitete.

Für Samstag hatte ich mir einen Führer organisiert, der mich zur Laguna Mojanda und auf den Fuya Fuya (4263 m ) begleiten sollte. Ein bisschen bange war mir morgens schon, ob ich mir da nicht zu viel zumute. Zudem hatte ich mich am Freitag auch noch die Länge lang auf den holprigen Fußweg vor der Sprachschule gelegt und war rechtsseitig leicht lediert. Aber Anne hatte mir ihre Wanderstöcke geliehen und mit etwas Geduld vom Guide würde es schon gehen.
Nach dem etwas kargen Frühstück holte mich Gustavo 8:00 vor dem Hostal ab. Jetzt hatte ich wieder Jemanden, mit dem ich spanisch sprechen kann und wir kamen auch ganz gut zurecht. Ich lernte die Worte für rutschig und neblig und er "Guten Morgen". Nach mehr als 10 km Fahrt auf einer holprigen Straße mit großen Löchern kamen wir am Ufer der Laguna Mojanda (3750 m) an. Ohne Pause begannen wir mir dem Aufstieg durch das Hochlandgras (Páramo). Der Weg war nicht schwierig aber eben auf 4000 m. Also war ich sehr, sehr, sehr langsam und Gustavo hatte Zeit und Luft mir die eine oder andere Pflanze zu erklären, unter anderem auch ein Oreganoart, die als Tee gegen Höhenkrankheit helfen soll. Da hat er auch gleich ein Tütchen für mich gesammelt. Auf halbem Weg kommt uns dann der Wirt des Hostals von letzter Woche mit einem Gast aus der Schweiz entgegen und ruft schon von Weitem meinen Namen. Qué alegre!

Gipfelfoto mit Gustavo
Und so war ich dann nach reichlich 2 Stunden Mühsal auf dem Gipfel. Das erste Mal in über 4000m  Höhe. Leider war es um die Fernsicht nicht so gut bestellt. Aber der Nebel hatte auch seinen Reiz. In einem Moment war alles im Nebel verschwunden, Sekunden später war eine kurzer Blick auf die Lagune in der Sonne zu erhaschen. Schon etwas unheimlich. Der Abstieg war für mich etwas rutschig und ich habe mich auch zweimal in das weiche Páramogras gelegt. Leider hatte Gustavo nicht eingeplant, wie langsam ich bin. So wurde es zum Schluss etwas hektisch, da er schon für eine weitere Führung verabredet war. Auf der Rückfahrt regnete es dann sehr stark und so wäre es dann wohl auch wegen dem Wetter nichts mehr geworden mit Herumschlendern an der Lagune. Ich bezahlte Gustavo für die Tour 30 $ und wir verabschiedeten uns knapp aber herzlich. Ich freute mich ersteinmal auf ein Päuschen.

Blick vom Fuya Fuya



Kaum im Hostal angekommen, stand Ms. Rose vor mir. Sie würde für 10 $ noch eine Tour mit dem Auto anbieten gemeinsam mit den Canadiern. Also richte ich mich schnell her. Zuerst geht die Fahrt zur Tankstelle. Hier kostet eine Gallone (ca. 4 l) weniger als bei uns 1 l. Aber Ecuador hat ja auch eigenes Öl.
Dann setzt uns Rose am Eingang zum Pecuche-Wasserfall ab. Wir spazieren durch die parkartige Anlage. Canadier haben natürlich schon spektakulärere Wasserfälle gesehen. Aber der Spaziergang ist nett und wir fotografieren uns gegenseitig.



Canadier mit Wasserfall

Parque Condor
Dann bringt uns Rose zum Parque Condor auf einem Bergrücken zwischen Otavalo und der Laguna San Pablo. Dies ist eine Auffangstation vor allem für Greifvögel. Die Flugshow um 16:30 fand vor einer tollen Kulisse statt. Danach war noch die Fahrt zu einem magischen Baum geplant, aber die Zufahrtsstraße war gesperrt.
So fuhren wir zurück zum Hostal. Das Warten auf das Abendessen überbrückten wir mit einer Runde Dart. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das zuletzt gespielt habe. Trotzdem habe ich die Canadier besiegt. Noch ein Erfolgserlebnis.
Pünktlich zum Abendessen fiel dann der Strom aus und die ganze Anlage lag romantisch im Dunkeln. Wir dinnierten dann mit noch 2 Mädels aus Island. Es gab Salat und Spagetti Bolognese. Sehr lecker. Leider begann Ms. Rose dann wieder zu referieren und mir mit ihrem Akzent und ihrer Stimme auf die Nerven zu gehen. Über die Inhalte der Rede zu politischen Themen schweige ich lieber. Manchmal ist es besser, nicht sagen zu können, was man sagen will. Und so gehen wir friedlich zu Bett. Am Sonntag verlasse ich Rose Cottage per Taxi mit den Canadiern und begebe mich nach sehr herzlichem Abschied auf den Weg nach Hause.

Quito ist sonntags so viel ruhiger und entspannter. Ich schlendere nach Hause, gehe noch im Tarzan in der Nähe des Plaza Foch ein Chilli con Carne essen und treffe dort auch wieder andere Sprachschüler auf einen Schwatz. Es ist super Wetter, aber ich habe eigentlich zu Nichts mehr Lust. So gehe ich nach Hause. Erst gegen Abend trudeln die Anderen ein. Clara gleich mit ner ganzen Horde Freunde zum Film schauen. So ist dann wieder Leben im Haus auf der Iberia y Manuel Cojíes.

Blick vom Rose Cottage auf Otavalo
Der Imbabura in den Wolken


Donnerstag, 22. November 2012

Eine ruhige Woche im lauten Quito

Am Dienstag war ich dann wieder puenktlich um 8:30 zum Unterricht. Langsam finde ich auch mehr Kontakt zu anderen Schuelern, so dass ich in Zukunft in der Pause wohl nicht mehr allein rumstehe.
Trotz vorhandener Alternativen gehe ich zum Mittagessen nach Hause.

Das ist vielleicht der richtige Zeitpunkt, etwas ueber meine Familie auf Zeit zu erzaehlen.
Die schicke Mutti Nayhara und ihren Sohn Matthew hatte ich ja schon erwaehnt. Dazu kommen immer mal Verwandte zu Besuch, ein Cousin, dessen Namen ich nicht kenne, weil er nur "primo" gerufen wird, 2 ihrer 5 Schwestern mit Kindern oder der Mann der Mutter. Dazu kommen 4 chicas aus Deutschland, die hier wie ich in die Sprachschule gehen oder in Quito Praktika absolvieren. Unsere Juengste ist 17 und ich bin wie erwartet die Aelteste. Was die Albernheiten angeht, nimmt sich das aber nicht viel.
Die ganze Bande verteilt sich ueber 4 Etagen. 3 Kinder auf Zeit wohnen im Keller und teilen sich dort ein Bad. Beim Duschen haben wir entweder wenig heisses Wasser oder viel kaltes Wasser. Die Bedienung der Toilettenspuelung bedarf einiger Uebung, manchmal hilft aber auch das nicht. Im dunklen Keller halten wir uns aber kaum auf, ausser Clara, wenn sie mal wieder zu krank zum arbeiten ist. Die Arme!
Im Zentrum des Hauses ist Wohnzimmer mit Kueche. Dort sitzen wir immer rum und machen irgendwas am PC unterbrochen von den Mahlzeiten, fuer die der Tisch freigeraeumt werden muss. So gegen 20:00 verzieht sich Mutti dann immer mit dem Fruechteteller (vielleicht ist da auch noch Schokolade im Schrank?) in ihr Zimmer in der zweiten Etage, um ihre Lieblingsfernsehsendung nicht zu verpassen.
Am Dienstag wurde dann noch eine amerikanische Schnulze in spanischer Sprache mit spanischen Untertiteln angeschaut. Das Lustigste waren die Kommentare bei den Liebesszenen. Dabei wollte ich mir das spanische Wort fuer Wasser aufkochen einpraegen. Das war keine gute Idee. Ich ging dann wie immer frueh zu Bett und habe dabei bestimmt wieder das Beste verpasst.

An diesem gemuetlichen Abend habe ich mich zum Kochen fuer den naechsten Tag freiwillig gemeldet.
Am naechsten Vormittag war im Unterricht ein Ausflug auf den Markt Santa Clara angekuendigt. Dieser hatte dann geschlossen. Das passiere sonst nie, aber die Vorbereitungen fuer die Fiesta de la Quito werfen ihre Schatten voraus.
Que mala suerte. So musste ich den Gemueseeinkauf im benachbarten Supermarkt erledigen.
Das Mittagessen nahm ich in gemuetlicher Viererrunde mit Mitschuelern ein, erstmals ausser Haus. Eigentlich wollte Mario mit mir ja ungestoert saechsisch reden. Aber das muessen wir vertagen.
Dann eilte ich schnell nach Hause, um Ratatouille fuer die Bande zu kochen. Die haben mir dann schoen beim Schnippeln geholfen und mich ordentlich gelobt. Danach wurde sich schick gemacht fuer die "Ladies night". Ich hatte keine Lust, mich noch mal aufzuhuebschen. Also ging ich ganz nach oben auf die Dachterasse, um den Huebschen nachzuschaun und noch in Ruhe eine zu rauchen. Da oben habe ich Luft, Aussicht und Ruhe.

Am Donnerstag war 10:00 die Einfuehrung fuer die Arbeit auf den Galapagosinseln angesagt. Erneut gab es ein Belehrung in englischer Sprache zu lesen und zu unterschreiben. Und wieder machte ich Angaben zu meiner Person, wie schon recht haeufig. Die Ausfuehrungen in englisch habe ich kaum verstanden. Die junge Frau ratterte alles schnell herunter und hatte auch einen schwierigen Akzent. Mir fiel es sehr schwer, mich umzustellen und ich hab staendig in spanisch geantwortet. Das wichtigste habe ich dann trotzdem kapiert. Ich werde mich ab 10.12.2012 auf San Cristobal fuer die Jatun Sacha Foundation nuetzlich machen. Da gibt es dann viel feuchte Hitze und entsprechendes Kleingetier. Nach diesen Infos bin ich gleich losgezogen, um mir ein paar Gummistiefel zu kaufen, wer will sich sowas schon leihen.
Dann hatt ich genug vom Stadtbummeln.

Fuer das Wochenende hab ich mir nen Ausflug in die Berge organisiert. Da hab ich Montag hoffentlich was schoenes zu berichten.

Dienstag, 20. November 2012

Die Woche fängt ja gut an

Der Montag beginnt wie ueblich. Nach dem Fruehstueck setze mich mich an die Hausaufgaben. Als ich gegen 12.00 meine Schultasche packe schaue ich auch auf mein Telefon. Man hat versucht mich anzurufen um mir zu sagen, dass ich heute am Vormittag Unterricht habe. Dafuer ist es nun zu spaet. Laura haette mir am Sonntag auch eine SMS geschrieben, die ist aber bei mir nicht angekommen. Ist nun auch egal und trotzdem peinlich.
Ich schaue mich nach einer anderen Betaetigung um. Schon letzte Woche hatte ich mir ueberlegt, nun doch einen Blog zu schreiben, um euch an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Heute habe ich dafuer nun endlich Zeit. Also sitze ich den ganzen Nachmittag am Laptop, nur unterbrochen durch die Mahlzeiten und verlasse das Haus nicht mehr. Noch habe ich mit ein paar Schwierigkeiten mit meinem google-Profil und dem Herunterladen der Fotos zu kaempfen. Aber hier gibt es ja genug junge Menschen, die mir helfen koennen, mit der Zeit zu gehen.

Endlich Luft zum Atmen

Blick aus dem Fenster - die Lagune Cuicocha
Freitag Morgen wird der kleine Rucksack gepackt. Ich bin froh, dass ich den ersten Ausflug nicht allein machen muss und so vielleicht eine kleine Einfuehrung in die Nutzung der oeffentlichen Verkehrsmittel bekomme.
Erst laufen Anne und ich ca. 45 min. bei schoenstem Wetter quer durch die Stadt, um den Metrobus zu bekommen. Dieser bringt uns in einer knappen Stunde fuer 0,25 $ bis zum Terminal Carcelen, von wo die Ueberlandbusse in den Norden abfahren.

Wir kaufen schnell un boleto a Otavalo. Irgendwie gibt es keinen Fahrplan. Die Busse fahren ab, wenn sie einigermassen voll sind. In unserem Bus ist sogar noch etwas Platz und so wird die 2-stuendige Fahrt recht angenehm. Das Busfahren ist echt billig, man muss pro Stunde Fahrt ungefaehr 1 $ einplanen. An den Stationen steigen immer wieder Verkaeufer zu, bei denen man von Eis bis Huehnchen alles bekommen kann. Ich probiere mein erstes Eis in Ecuador und finde es ganz gut. Vorbeugend habe ich mir natuerlich auch einen Kaugummie gegen Reisekrankheit in den Mund gesteckt. So geht alles gut. Dieses Wochenende haelt Anne ihren Rucksack besonders fest. Am letzten Wochenende wurden ihr aus dem Rucksack in der Ablage Kamera, Jacke und noch ein paar Sachen geklaut. Nun ist sie doppelt vorsichtig und ich versuche mir das auch gleich anzugewoehnen.
Von Otavalo fahren wir nach kurzem Halt weiter nach Quiroga, dieser Bus ist voll mit schnatterenden Schuelerinnen in Tracht. Zu unserem eigentlichen Ziel sind es nun noch ca. 11 km bergauf. Anne will natuerlich laufen. Ich verweigere mich und spendiere ein Taxi fuer 4 $.

Oben angekommen eroeffnet sich ein phantasischer Blick auf die Laguna Cuicocha, auch Meerschweinchensee genannt. Anne hat uns ein Zimmer im Hostal "Mirador de Cuicocha" reserviert. Die Reservierung war wohl nicht notwendig, da wir die einzigen Gaeste zu sein scheinen. Da noch Zeit und wunderschoenes Wetter ist, begeben wir uns auf einen Erkundungsspaziergang. Ich bin ziemlich am Jappsen wegen der duennen Luft, obwohl wir hier nur 200 m hoeher sind als in Quito. Zwischen dem Trainingszustand von Anne und dem Meinigen liegen eben Welten. Aber sie will ja morgen auch den Cotacachi (ca. 4.800 m Hoehe) besteigen. Wir geniessen noch den Abend mit wundervollen Ausblicken auf die umliegenden Gipfel, die Anne zum Teil schon von oben kennt. Da werd ich fast ein bisschen neidisch und dann auch wieder nicht, wenn ich beim Treppensteigen in mich reinhoehre.
Zum Abendessen gibt es bei mir dann lecker Forelle und das erste Bier in der Fremde. Wir ziehen uns dann schoen dick an, ziehen uns 3 Decken ueber und koennen so eingekuschelt gut schlafen.

Der Wecker klingelt 4:15. Anne macht sich fertig fuer die Bergtour und wird 5:00 am Hostal abgeholt. Ich schlummere noch ein wenig und gehe dann 8:00 zum Fruehstueck, wobei ich allein in dem grossen Speisesaal mit der tollen Aussicht auf Lagune und Cotacachi bin. 10.00 mache ich mich dann auch auf den Weg. Auf einem gut ausgebauten Wanderweg kann man die Lagune umrunden, wobei max. 300 Hoehenmeter zu ueberwinden sind. Das ist auch fuer mich machbar, wenn auch sehr langsam. Der Weg ist phantastisch und bietet interessante Pflanzen und immer wieder den Blick auf die Lagune aus anderen Perspektiven. Nach 5 1/2 Stunden bin ich erschoepft aber gluecklich zurueck in der Herberge. Anne war auch schon da und ist gleich wieder los, um auch die Lagune zu umwandern. Sie war frueher als erwartet zurueck, da ihr Guide mit ihr nicht bis zum Gipfel gehen wollte. Es habe wohl zu viel Schnee gelegen und Steigeisen hatten sie nicht dabei. So kam sie etwas frustriert zurueck, die herrliche Lagune konnte dafuer nicht ganz entschaedigen. Nach einem weiteren leckeren Abendessen gehen wir dann wieder recht frueh zu Bett, ausserhalb vom Bett ist es am Abend auch recht kalt.

Am Sonntag gehen wir zu Fuss zurueck nach Quiroga. Diesmal geht es ja bergab und wir finden auch einen idyllischen Weg abseits der Asphaltstrasse. Dann geht es wieder zurueck mit dem Bus nach Quito und wir sind am fruehen Abend wieder zu Hause.

Der schneebedeckte Cayambe in der Ferne






La primera semana

Der Montag begann mit einem Frühstück allein mit Nayhara. Danach begleitete sie mich zu meiner Sprachschule "Simon Bolivar" auf der Mariscal de Foch in der Neustadt von Quito. Auf dem Weg dahin zeigte sie mir ihr Geschäft. Ich folgte ihr ca. 20 min. durch die lauten, belebten Strassen. Die Schule wirkte auf den ersten Eindruck nett, lebendig und professionell. Ich wurde von German begrüsst, der in Deutschland studiert hatte. Neben mir war gestern auch noch Laura angereist. Wir Beide bekamen von German erst einmal eine einführende Stadtführung in der Umgebung der Schule. Es wurden so wichtige Dinge wie die Post, ein Geschäft für Campingbedarf, Geldautomaten, Restaurants und Bars gezeigt. Wichtig schien auch die Erläuterung der "Ladies night" in einer nahen Bar gepaart mit wichtigen Verhaltensregeln im Umgang mit Alkohol und Latinomännern.  Es folgten noch verschiedene Warnungen hinsichtlich der Sicherheitslage in der Stadt und des Verzehrs von Lebensmitteln. Dazu wurden noch die vielfältigen Angebote der Schule erklärt, die uns für jedes Problem Hilfe anbietet. Eine unbekümmerte, freie Erkundung der Stadt schien schwierig und allein kaum möglich. Mir war die Lust auf Herumschlendern erstmal vergangen. Als Höhepunkt der Führung besuchten wir noch einen riesigen Supermarkt in der Nähe genannt "Supermaxi". Entsprechend gross war die Reizüberflutung. Auf diesem ersten Spaziergang hatte ich mir ausserdem noch einen ordentlichen Sonnenbrand zugezogen. Es war zwar maximal 20 Grad warm, aber die Sonne brennt hier am Äquator intensiv auf das blasse Haupt. Hätt ich eigentlich wissen müssen.

Nach noch etwas Papierkram und weiteren Belehrungen über die Regeln in der Schule und in der Gastfamilie konnte die erste Spanischstunde beginnen. Wieder bildete ich mit Laura eine Gruppe mit Marianna als Lehrerin. Schnell stellte ich fest, dass ich noch nicht Alles vergessen hatte und wohl in einer Gruppe mit Laura als echter Anfängerin gut klar kommen würde. Im Unterricht begann ich mich dann auch  erstmals richtig wohlzufühlen. Am Nachmittag begann es stark zu regnen, was beim Blick aus dem Fenster nicht weiter störte. German übergibt mit dann auch noch mein Handy mit ecuadorianischer SIM. Ich rufe noch schnell meine Mutti an, damit sie sich nicht sorgen muss.
Dann holte ich Nayhara aus ihrem Geschäft, einem schicken Brillenladen, ab. Wir liefen zusammen nach Hause und es ging auch schon etwas besser mit der Kommunikation. Nayhara ist eine moderne, attraktive, selbststaendige und herzliche Frau, die auf einen Macho verzichten kann. Ich denke, das passt ganz gut und ich kann mich bei ihr wohlfuehlen.
Zu Hause angekommen sitzen die anderen "Kinder" auf Zeit am Kuechentisch. Jede mit einem Laptop vor der Nase, einer davon ist wohl Familienbesitz und darf auch von mir benutzt werden. Ich vernetze erstmal mein Handy und bin so auch wieder verbunden mit der Welt. Ich lerne Matthew kennen, den 14-jaehrigen Sohn von Nayhara.Gemeinsam wird zu Abend gegessen. Nur Nayhara verzichtet, wegen der Figur. Das ist mir irgendwie vertraut.
Ich verziehe mich recht frueh in meine Hoehle im Keller. Zum Glueck habe ich genug Hoerbuecher von Beate dabei und so hilft mir ein Jugendkrimi bald wegzuschlummern.

Den naechsten Vormittag verbringe ich mit Hausaufgaben und Lernen. Der Unterricht beginnt erst 13:00 und ich bin nach dem Fruehstueck allein im Haus. Beim Blick in den Spiegel erschrecke ich, ein Aederchen im rechten Auge ist geplatzt und das sieht etwas gefaehrlich aus. Auch habe ich leichte Kopfschmerzen und fuehle mich schlapp. Jetzt macht mir die Hoehe wohl doch zu schaffen. Quito liegt auf 2800m und die Zeitverschiebung haengt mir wohl auch noch in den Knochen. Ausserdem ist diese Stadt ziemlich schmutzig. Sie liegt in einem Kessel zwischen hohen Gipfeln und so sammelt sich die ganze schlechte Luft in der Stadt. Wenn man an einer Strasse warten muss, um diese zu ueberqueren, bekommt man wegen der Abgase kaum noch Luft. Mutti hat mir einen Staubfilter mitgegeben wegen moeglicher Vulkanausbrueche. Den sollte ich wohl besser in der Stadt tragen. Da waer ich nicht die Einzige, auch wenn ich dann rumlaufe wie Michael Jackson.
Trotz dieser Widrigkeiten finde ich den Weg zur Schule und freue mich am Unterricht. Bin eben schon immer gern in die Schule gegangen. Danach gibt es noch eine Einfuehrung zum kommenden Praktikum auf den Galapagos-Inseln mit noch mehr Belehrungen. Ich werde auch gefragt, ob ich Probleme mit Spinnen, Ratten und Schlangen haette. Wuerde das jetzt noch etwas aendern? Ich spreche diese Frage nicht aus und bekomme noch die Information, dass diese Tiere dort nicht giftig sind. Das ist doch beruhigend.
Monica, die Chefin fuer die Organisation der Praktika, zieht mich noch etwas mit meinem schlechten Englisch auf, meint aber auch ich werde schnell español lernen mit meiner guten Aussprache. Ich hoffe, sie behaelt recht. Ausserdem sei ich "un poco loca en mi coco", was soviel heisst wie "ein bisschen verrueckt in der Birne". Wie sie darauf kommt, weiss ich allerdings nicht.

Der Abend verlaeuft wieder ruhig. Ich komme ins Gespraech mit meiner Mitbewohnerin Anne. Sie ist schon seit September hier, kommt urspruenglich aus Leipzig und ist auch nicht mehr 20. Sie faehrt jedes Wochenende allein raus in die Berge, um diese dann zu besteigen. Das beeindruckt mich und weckt Sehnsuechte. Ich traue mich zu fragen, ob ich vielleicht dieses Wochenende mitkommen kann. "Warum nicht." ist die Antwort. Das tut gut.

Am Donnerstag Morgen ist der gemeinsame Wochenendausflug ausgemachte Sache. Dafuer muss ich allerdings am Freitag den Unterricht ausfallen lassen. Ich hole mir die Erlaubnis in der Schule ein und hab gleich richtig gute Laune. So ist der Unterricht am Donnerstag mehr ein Gespraech ueber die Stadt und die umfangreichen Festlichkeiten um den Tag der Gruendung von Quito am 6. Dezember. Ich plappere munter mit der Lehrerin und Laura schaltet dazwischen auch einfach mal ab. In der Kaffeepause ist dann noch das monatliche Volunteermeeting. Leider ist kaum etwas zu verstehen, da es intensiv auf das Wellblechdach regnet bis hagelt. Jedenfalls wird "la voluntaria del mes" (Praktikantin des Monats) gekuehrt, das Programm der Schule vorgestellt, etwas Kritik an der Arbeitsmoral nach der "Ladies night" geuebt und nachher etwas zu naschen und zu trinken angeboten. Heute schaffe ich es, hochmotiviert und puenktlich zur Salsastunde zu erscheinen. Erst halte ich mich zurueck. Doch es dauert nicht lange bis ich eine Einzelbelehrung bekomme. Ich haette einen guten Rhythmus, aber irgendwie wuerde ich wohl sonst etwas anderes tanzen, weil ich immer so auf dem Ballen stehe.  Also gebe ich mir dann Muehe, die typischen Salsabewegungen zu lernen, tiefer, mit dem ganzen Fuss, aus dem Becken. Er ordnet mir dann auch noch den besten Taenzer zu, wo es auf 6 Maedels wieder nur 2 Jungs gibt. Und als Kroenung legt der Lehrer mit mir noch ein Abschlusstaenzchen hin, welches mit "hot" kommentiert wird. Ich groove mich wohl langsam ein.




Montag, 19. November 2012

Bienvenida en Quito

Nun bin ich schon mehr als eine Woche in Quito und bislang war ich nicht in der Lage, auch nur ansatzweise über diese Tage zu reflektieren. Ich stecke mittendrin in dem, was ich mir als Variante für eine Überwinterung am Äquator ausgesucht habe.

Vor der Anreise, passenderweise am 11.11., war mir etwas bange. Zuerst stand der Flug von München nach Atlanta an, 11 Stunden und 30 Minuten. Das ist kein Traum, wenn man sich mit 100 kg in die engen Sitze quetschen muss. Erstaunlicherweise verging die Zeit recht schnell. Die Sicherheitskontrollen in Atlanta waren dann halb so schlimm wie befürchtet. Freundliche Menschen winken Einen von einer Kontrolle zur Nächsten, man will Abdrücke von allen Fingern und bei der Sicherheitskontrolle muss man die Schuhe ausziehen. Welcome in the USA.
Knapp 2 Stunden später hatte ich dieses gastliche Land auch schon wieder verlassen. Nach weiteren 5 1/2 Stunden Flug stieg ich um 22:30 Ortszeit in Quito aus dem Flieger. Meine innere Uhr zeigte nun bereits 4:30 und entsprechend verpeilt fühlte ich mich. Es dauerte fast eine Stunde bis ich die Passkontrolle hinter mir und meinen sperrigen Rucksack wieder auf dem Rücken hatte. Am Ausgang hielt ein Mann ein Schild mit "Praktikawelten" hoch und führte mich dann nach kurzer Begrüßung zu einem Auto. Nach kurzer Fahrt durch menschenleere Strassen wurde ich in die Hände meiner Gastmutter Nayhara übergeben. Mittlerweile war es Mitternacht und auch sie wirkte etwas verschlafen. Ein freundliches Mädchen hiess mich in Deutsch willkommen. Ich erbettelte mir noch eine Gelegenheit, mal in Ruhe eine Zigarette zu rauchen. Ich wurde auf einen Balkon direkt an der Strasse geführt und versuchte die ersten Worte en español zu wechseln.

Das Haus hat auch Zimmer mit Aussicht
Die laute Strasse vor meinem Fenster
Danach bekam ich mein Zimmer im Keller. Dies ist etwas muffig und dunkel mit einem schmalen Fenster zur Strasse. Trotz Müdigkeit packe ich noch aus, um mich zumindest etwas heimelig zu fühlen. Dies scheint mir ein wenig der falsche Film und ich falle in einen dumpfen, traumlosen Schlaf bis mich der morgendliche Verkehrslärm unsanft weckt.