Hier ist es nun schon Montag Abend und erst jetzt habe ich Zeit und Zugriff zu einem Computer, um von meinen Wochenenderlebnissen zu erzählen.
Am Freitag bin ich früh aufgestanden, um mein Ränzlein zu schnüren und dann mit dem ganzen Gepäck zur Schule zu gehen. Dann habe ich mich allein auf den Weg nach Otavalo gemacht. Nachdem ich am letzten Wochenende schon mit Anne dort war, hatte ich auch kaum Probleme, mich zu finden. Ich bin zwar in der Stadt nochmal zu früh ausgestiegen. Aber hier muss man nicht lange warten, bis der nächste Bus kommt.
In Otavalo habe ich mir dann gleich ein Taxi genommen, dass mich für 3 $ die ca. 5 km bis zu meinem Hostal gebracht hat. Ich hatte auf Empfehlung von Anne per mail ein kleines Zimmer im Rose Cottage reserviert. So konnte ich gegen 18:00 mein helles, ruhiges Einzelzimmer mit Balkon und herrlicher Aussicht beziehen.
Nach kurzer Zeit vernahm ich Lärm aus den Räumen unter mir. Das erinnerte mich daran, dass es Zeit ist zum Dinner zu gehen. Dort traf ich dann ein Pärchen aus Canada beim Dart spielen an, welches freundlich Kontakt aufnahm. Später gesellte sich dann noch ein junger Japaner dazu. Die Cannadier waren ein nettes Vater - Tochter - Gespann, wobei Papa sich 6 Monate zum Reisen Zeit genommen hatte. Der Japaner war auch schon ein Weilchen unterwegs, irgendwas von Seekrankheit auf dem Panamakanal wurde erzählt und vom wundervollen Columbien. So wurde der Abend gemütlich und die Gastgeberin Rose erzählte auch lang und ausführlich aus ihrem Leben. Sie ist Ecuadorianerin und seit 30 Jahren mit einem Engländer verheiratet und hat wohl auch die meiste Zeit in London gelebt. Nun seien die Kinder aus dem Haus und sie habe begonnen, sich zu langweilen. Da hat sie ihre Familie überredet, ihr dieses schöne Hostal in den heimatlichen Bergen zu kaufen. Nun ist ihr nicht mehr langweilig.
Für mich war es ziemlich schwierig, auf eine Konversation in englisch umzusteigen. So waren meine Beiträge zum Abend, zumindest sprachlich gesehen, wohl eher grauenhaft. Des nächtens begleitete Ms. Rose noch 2 späte Gäste zu ihren Betten. Es bestand wohl auch noch Gesprächsbedarf, so dass mich ihre schrille Stimme noch ein weilchen begleitete.
Für Samstag hatte ich mir einen Führer organisiert, der mich zur Laguna Mojanda und auf den Fuya Fuya (4263 m ) begleiten sollte. Ein bisschen bange war mir morgens schon, ob ich mir da nicht zu viel zumute. Zudem hatte ich mich am Freitag auch noch die Länge lang auf den holprigen Fußweg vor der Sprachschule gelegt und war rechtsseitig leicht lediert. Aber Anne hatte mir ihre Wanderstöcke geliehen und mit etwas Geduld vom Guide würde es schon gehen.
Nach dem etwas kargen Frühstück holte mich Gustavo 8:00 vor dem Hostal ab. Jetzt hatte ich wieder Jemanden, mit dem ich spanisch sprechen kann und wir kamen auch ganz gut zurecht. Ich lernte die Worte für rutschig und neblig und er "Guten Morgen". Nach mehr als 10 km Fahrt auf einer holprigen Straße mit großen Löchern kamen wir am Ufer der Laguna Mojanda (3750 m) an. Ohne Pause begannen wir mir dem Aufstieg durch das Hochlandgras (Páramo). Der Weg war nicht schwierig aber eben auf 4000 m. Also war ich sehr, sehr, sehr langsam und Gustavo hatte Zeit und Luft mir die eine oder andere Pflanze zu erklären, unter anderem auch ein Oreganoart, die als Tee gegen Höhenkrankheit helfen soll. Da hat er auch gleich ein Tütchen für mich gesammelt. Auf halbem Weg kommt uns dann der Wirt des Hostals von letzter Woche mit einem Gast aus der Schweiz entgegen und ruft schon von Weitem meinen Namen. Qué alegre!
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Gipfelfoto mit Gustavo |
Und so war ich dann nach reichlich 2 Stunden Mühsal auf dem Gipfel. Das erste Mal in über 4000m Höhe. Leider war es um die Fernsicht nicht so gut bestellt. Aber der Nebel hatte auch seinen Reiz. In einem Moment war alles im Nebel verschwunden, Sekunden später war eine kurzer Blick auf die Lagune in der Sonne zu erhaschen. Schon etwas unheimlich. Der Abstieg war für mich etwas rutschig und ich habe mich auch zweimal in das weiche Páramogras gelegt. Leider hatte Gustavo nicht eingeplant, wie langsam ich bin. So wurde es zum Schluss etwas hektisch, da er schon für eine weitere Führung verabredet war. Auf der Rückfahrt regnete es dann sehr stark und so wäre es dann wohl auch wegen dem Wetter nichts mehr geworden mit Herumschlendern an der Lagune. Ich bezahlte Gustavo für die Tour 30 $ und wir verabschiedeten uns knapp aber herzlich. Ich freute mich ersteinmal auf ein Päuschen.
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Blick vom Fuya Fuya |
Kaum im Hostal angekommen, stand Ms. Rose vor mir. Sie würde für 10 $ noch eine Tour mit dem Auto anbieten gemeinsam mit den Canadiern. Also richte ich mich schnell her. Zuerst geht die Fahrt zur Tankstelle. Hier kostet eine Gallone (ca. 4 l) weniger als bei uns 1 l. Aber Ecuador hat ja auch eigenes Öl.
Dann setzt uns Rose am Eingang zum Pecuche-Wasserfall ab. Wir spazieren durch die parkartige Anlage. Canadier haben natürlich schon spektakulärere Wasserfälle gesehen. Aber der Spaziergang ist nett und wir fotografieren uns gegenseitig.
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Canadier mit Wasserfall |
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Parque Condor |
Dann bringt uns Rose zum Parque Condor auf einem Bergrücken zwischen Otavalo und der Laguna San Pablo. Dies ist eine Auffangstation vor allem für Greifvögel. Die Flugshow um 16:30 fand vor einer tollen Kulisse statt. Danach war noch die Fahrt zu einem magischen Baum geplant, aber die Zufahrtsstraße war gesperrt.
So fuhren wir zurück zum Hostal. Das Warten auf das Abendessen überbrückten wir mit einer Runde Dart. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das zuletzt gespielt habe. Trotzdem habe ich die Canadier besiegt. Noch ein Erfolgserlebnis.
Pünktlich zum Abendessen fiel dann der Strom aus und die ganze Anlage lag romantisch im Dunkeln. Wir dinnierten dann mit noch 2 Mädels aus Island. Es gab Salat und Spagetti Bolognese. Sehr lecker. Leider begann Ms. Rose dann wieder zu referieren und mir mit ihrem Akzent und ihrer Stimme auf die Nerven zu gehen. Über die Inhalte der Rede zu politischen Themen schweige ich lieber. Manchmal ist es besser, nicht sagen zu können, was man sagen will. Und so gehen wir friedlich zu Bett. Am Sonntag verlasse ich Rose Cottage per Taxi mit den Canadiern und begebe mich nach sehr herzlichem Abschied auf den Weg nach Hause.
Quito ist sonntags so viel ruhiger und entspannter. Ich schlendere nach Hause, gehe noch im Tarzan in der Nähe des Plaza Foch ein Chilli con Carne essen und treffe dort auch wieder andere Sprachschüler auf einen Schwatz. Es ist super Wetter, aber ich habe eigentlich zu Nichts mehr Lust. So gehe ich nach Hause. Erst gegen Abend trudeln die Anderen ein. Clara gleich mit ner ganzen Horde Freunde zum Film schauen. So ist dann wieder Leben im Haus auf der Iberia y Manuel Cojíes.
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Blick vom Rose Cottage auf Otavalo |
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Der Imbabura in den Wolken |