Sonntag, 16. Juni 2013

Todos bien

Adios Ecuador
 Nun bin ich schon mehr als 2 Wochen wieder in Deutschland. Natürlich haben sie mich aus Ecuador wieder raus gelassen und ich hab keine Strafe bezahlt. Ich bekam nur ne blöde Bemerkung und darf nun 9 Monate nicht ohne Visum einreisen. Aber das hatte ich ja eh nicht vor.

Hier in Deutschland hab ich erstmal 3 Tage bei Beate und Uwe in München verbracht und bin dann noch 3 Tage zu Hause geblieben zur Freude meiner Mutti. Hier hatte es seit Wochen geregnet wie aus Kübeln und nun gab es in ganz Süddeutschland Hochwasser. Auf meiner Zugfahrt nach Kamenz bekam ich davon einen recht deprimierenden Eindruck von Saale, Mulde und Elbe.

Doch dann kam der Sommer und ich wollte wieder los. Also hab ich meinen Kram gepackt und mich aufs Fahrrad geschwungen. Nun bin ich schon mehr als eine Woche unterwegs und hab gestern die Insel Usedom an der Ostsee erreicht. Ich werde noch bis Hamburg fahren und dort die Maya besuchen. So hab ich es also doch noch zur Küste geschafft und es ist traumhaft schön. Vieles erinnert mich an die Urlaube meiner Kindheit und Jugend. Und es riecht überall so gut. Ich fühl mich frei. So findet meine Auszeit einen guten Abschluss. Am 1. Juli muss ich wieder zur Arbeit. Wo ist nur die Zeit hin?
Ich habs an die Küste geschafft!

Freiheit in duftenden Wäldern

Sonntag, 26. Mai 2013

Zu Hause in Quito

wieder unter Nayharas Fittichen
La Familia - Vali, Nayhara und Maya
Nun bin ich schon wieder mehr als eine Woche zu Hause in Quito und es ist, als waer ich nie weg gewesen. 
Die Maedels hatten sich verquatscht und so wusste Nayhara doch, dass ich kommen werde, aber nicht wann. So war die Freude gross, als ich in der Kueche stand, als sie Donnerstag von der Arbeit kam. Am Abend war das Haus dann voll, eine  neue Voluntaerin war eingezogen und Vali hatte noch ein Paerchen aus Suedtirol (Eva und Marcus) eingeladen, ein paar Tage bei uns zu wohnen. Ich bin in Valis Zimmer eingezogen und brauchte nicht mehr  im dunklen Keller wohnen. Nach dem gemeinsamen Abendessen haben wir Cuarenta gespielt. Eben wie immer, ganz vertraut und gemuetlich. Freitag bin ich dann mit Maya ins Zentrum, zuerst den gewohnten Weg zur Sprachschule. Dort hat man sich schon kurz ueber mein Erscheinen gewundert. Am naechsten Tag haben wir auch noch German von der Schule getroffen: "Bist du nicht nach Deutschland zurueck?" "Doch, aber nun bin ich wieder da ..." Schon irgendwie seltsam und auch schoen.

Moussaka in Quito
Danach hab ich Maya noch zum Salsaunterricht begleitet und auch gleich selbst noch ne Stunde genommen, meine erste hier in Quito. Kurz hat man mich fuer Mayas Mutter gehalten. So ne schoene 19-jaehrige Tochter haett ich gern und so ist mir das gar nicht peinlich. Am Abend kam dann Vali zurueck, die mit ihrem Vater auf Dschungeltour war. So ist die Familie wieder vollstaendig und das Haus voll. Fuer Samstag Abend wurde dann gewuenscht, dass ich Moussaka koche. So bin ich mit Maya und Nayhara am Morgen zum Markt, um die Zutaten einzukaufen. Und dann hab ich halt in der Kueche gestanden, um die ganze Truppe mit griechischer Feinkost zu verwoehnen.
Museo Guayasamin
Fuer Sonntag war eigentlich ein Ausflug geplant. Aber es wurde lange gefruehstueckt und es konnte sich Niemand wirklich aufraffen. Es war auch der letzte Tag von Vali in Ecuador angebrochen und Abschiedsstimmung machte sich breit. Sie war nun seit September in Quito, unterbrochen durch ein paar schoene Reisen und eigentlich will sie gar nicht nach Deutschland zurueck. Am Nachmittag fahren wir nochmal zusammen hinauf zum Museo Guayasamin mit dem schoenen Blick auf Quito. Valis Papa schaut sich das Museum an und wir spielen draussen rum. Meine Schwestern Maya und Vali wollen dann die Nacht durchmachen, um Abschied zu nehmen. Ich soll ja eigentlich auch mit wach bleiben, aber so viel Energie hab ich dann doch nicht. Montag ist dann der Tag der Abreise gekommen. Vali und Maya nehmen fuer Nayhara noch einen Text zur Erinnerung auf CD auf. Beim Vorspielen laufen dann die ersten Traenen und die laufen dann auch immer mal wieder an diesem emotionalen Tag bis Vali dann mittags wirklich weg ist. Irgendwie unwirklich.
Eigentlich wollten Maya und ich ja am Abend noch zur Kueste aufbrechen. Aber auch dazu haben wir dann keine Lust mehr. Irgendwie moecht Maya nicht mehr von zu Hause weg. Auch ihr bleiben nach fast 9 Monaten hier nur noch 2 Wochen und der Abschied von der Familie tut richtig weh. Und ich moechte allein auch nicht mehr reisen und fuehle mich hier auch richtig wohl.


meine "Geschwister" im Bus
Erinnerungen fuer Nayhara aufnehmen
Und was machen Maedels, wenn sie Zeit haben? Shoppen, Shoppen, Shoppen ... so hat Maya jetzt noch mehr Taschen und ich nen Hut und ne Tasche und so Kleinigkeiten. Ich muss das Zeug ja jetzt nicht mehr quer durch den Kontinent schleppen. Und wenn wir nicht einkaufen, dann wird gekocht, gebacken (Apfelstrudel), gegessen, geschlafen, gelesen, geskypt, Cuarenta gespielt, geredet, geweint und gelacht. Und ich hab jetzt wieder rote Haare dank des schwulen Friseurs um die Ecke. Alltag eben und doch nicht alltaeglich.

endlich geschaelte Tomaten gefunden

Projekt "Abuelitos de la casa"
mit einem charmanten Abuelito
Am Mittwoch haben wir uns dann auch noch ein Projekt fuer alte Menschen angeschaut namens "Abuelitos de la casa". Dort arbeitet unsere neue Mitbewohnerin Juliane als Voluntaerin. Maya hatte fuer den Kindergarten, in dem sie gearbeitet hat, privat eine Menge Geld gesammelt. Dort war Anfang des Jahres die Foerderung weggebrochen und sie konnte mit den Spendengeldern Essen und Bekleidung kaufen bis wieder Geld fuer die Unterhaltung des Kindergartens da war. Die Spender waren so grosszuegig, dass nun noch Geld uebrig ist und sie nach einem Projekt gesucht hat, dem sie es gern zur Verfuegung stellen will. An die "Abuelitos de la casa" hat sie gleich ihr Herz verloren. Das Projekt ist in der Woche ein Treffpunkt fuer alte Menschen aus sehr armen Verhaeltnissen. Es gibt aerztliche Betreuung, eine Kleiderkammer, ein warmes Mittagessen, es wird gemeinsam gemalt, geturnt oder eben nur zusammen gesessen. Die Atmosphaere dort war beruehrend und das Geld schien uns hier gut angelegt.

So vergehen die Tage. Freitag waren wir dann nochmal in der Altstadt, Samstag auf Ausflug zu den Thermen in Papallacta, Sonntag wurde Pizza gemacht ... Morgen will Maya nochmal zu den Abuelitos und dann moechten wir zusammen zur Universitaet. Sie moecht Psychologie studieren und wir wollen zusammen schaun, wie das in Quito so funktioniert und dann vielleicht nochmal tanzen und einkaufen und kochen ... 
Es sind nun nur noch 3 Tage, am Mittwoch fliege ich nach Guayaquil und am Donnerstag gehts dann nach Hause. Ich hoffe, die lassen mich ohne Probleme durch die Passkontrolle. Bin bei Abreise dann 12 Tage laenger in Ecuador als ich duerfte. Aber ich bin optimistisch.
Die Zeit in Quito hat meinen Aufenthalt in Lateinamerika abgerundet. Hier bin ich am 11.11.2012 angekommen und von hier reise ich zurueck.
Das fuehlt sich richtig an. Der Abschied wird nochmal schwer, aber da ist auch Vorfreude auf mein zu Hause und meine Freunde und die vielen Dinge, die ich dann machen moechte...

Mittwoch, 15. Mai 2013

Cusco ist wirklich schoen und ich bin ne Kulturbanausin

mein Hotel "El Grial" in San Blás
Plaza de Armas

Markt San Pedro
In diesem schoenen Cusco gibt es so viel zu sehen. Aber ich habe mir nur einen Bruchteil der Sehenswuerdigkeiten angeschaut. Mich hat kein Museum von innen gesehen, ich habe keinen Mirador erklommen, die Ruinen in der naeheren Umgebung hab ich auch ignoriert. Was hab ich getan? Bin rumgeschlendert, hab Erledigungen gemacht, meine Grippe auskuriert ... Abends bin ich in meinem Viertel essen gegangen, immer mit Livemusikeinlagen. Dieses bunte Leben kann man nicht auf Fotos festhalten. Fuehlt sich bisschen an wie Andalusien mit der ganzen Kolonialarchitektur auf den alten Mauern der Inkas.

Plaza San Blás





Und ich hab eine Entscheidung getroffen hier in Cusco. Ich will keine Touristin mehr sein, ich bin reisemuede. Die letzten Wochen haben mich an so herrliche Orte gefuehrt. Nun ist es fuer diesmal genug.

So fliege ich am Donnerstag nach Quito, sozusagen nach Hause zu Nayhara und Maya und Vali. Eigentlich darf ich mich ja nur noch 3 Tage in Ecuador aufhalten. Aber von offizieller Stelle hat man die Konsequenzen einer Ueberziehung der Aufenthaltsdauer entdramatisiert und so riskier ichs. Rein muessen sie mich ja lassen und raus dann wohl auch wieder. Nayhara weiss noch nicht, dass ich komme. Das wird ne dolle Ueberraschung. Ich bin schon ganz aufgeregt.




Dienstag, 14. Mai 2013

Olle Steene im Inkaland - Machupicchu und andere Verdaechtige

Pisaq


Am Mittwoch Abend kam ich im schoenen Cusco an. Donnerstag bin ich dann auch gleich voller Elan in die Stadt, um meinen Ausflug zum Machupicchu zu organisieren. Ich hatte mich entschieden, auf eine gefuehrte Trekkingtour zu verzichten und nur die langweilige Tourievariante zu machen. Den 4-taegigen Inka-Trail zum Machupicchu muss man eh Monate vorher anmelden und fuer die Alternativstrecken war ich zu faul. Ausserdem muss man hier trittsicher und schwindelfrei sein und das kann ich von mir echt nicht behaupten. Da wollte ich mal lieber keine ganze Gruppe aufhalten. Die  langweilige Variante besteht in einer Fahrt mit Collectivo und Zug nach Aguas Calientes am Fusse des Machupicchu und einem Tagesausflug von dort hinauf zur Inkastadt. Der erste Weg fuehrte mich also wieder zu Peru Rail, die das Monopol auf diese teure Zugverbindung haben und erstand die billigste Variante (Tren Backpacker fuer ca. 110 Dollar !!! von Ollantaytambo nach Aguas Caliente und zurueck). Danach hab ich mir noch die Eintrittskarte fuer Machupicchu gekauft fuer ca. 40 Euro. Die Anzahl der Besucher pro Tag ist auf 2500 limitiert und am Eingang werden auch keine Tickets mehr verkauft. Sicher ist sicher.
Und zwischen diesen Erledigungen bin ich durch Cusco geschlendert und habe die Atmosphaere der Stadt genossen. Zwar kann man sich keinen Moment setzen ohne von Schuhputzern und Andenkenverkaeufern angesprochen zu werden, aber die Ausstrahlung der Stadt macht das wett. Ich werde Cusco noch einen eigenen Post widmen. Das hat die Stadt echt verdient.

Gasse in Chinchero
Salzterrassen von Pichingote
Fuer Freitag hatte ich mir vorgenommen, die Umgebung von Cusco zu erkunden, genauer gesagt das Valle Sagrado de los Incas. Dafuer hatte ich mir eine private Taxitour bestellt. Langsam werd ich verschwenderisch, auch wenn ich ernsthaft nach Mitreisenden gesucht habe. Am Morgen fuehlte ich mich dann etwas unwohl und lustlos. Trotzdem spuerte ich eine Art innere Verpflichtung, auch mal ein paar Sehenswuerdigkeiten anzuschauen. Und das Sammeleintrittsticket (Boleto Turistico) fuer die  alten Steine hatte ich ja auch schon erstanden.  
Also stieg ich ein und im Ort Chinchero mit seiner alten Plaza auf Inkafundamenten das erste Mal wieder aus. Ich fuehlte mich schwach und so ging alles irgendwie an mir vorbei. Dann bekam ich auch noch Schuettelfrost, wobei es draussen mittlerweile richtig heiss war, kein gutes Gefuehl. Entsprechend kurz fielen meine Spaziergaenge an den einzelnen Stopps aus und zwischendrin im Taxi nickte ich immer wieder ein. Mein Fahrer hatte sicher schon unterhaltsamere Gaeste. In Urubamba wollte ich dann den freitaeglichen Bauernmarkt anschauen, auch das hab ich nur 10 min. ausgehalten. Meine urspruengliche Idee, auf dem Weg  in Thermalquellen zu baden, fand ich auch nicht mehr so toll. Eigentlich wollte ich nur schlafen. Die Ruinenanlage von Pisaq sind wir aber trotzdem noch angefahren und ich konnte noch einen kleinen Eindruck gewinnen . Gigantisch, diese Terrassenanlagen, wie haben die Inkas das geschafft, mit dem ganzen Material, an diesen steilen Haengen??? und die Stufen sind fuer Riesen ohne Arthrose gebaut - Respekt!!! Fuer mich ist heute jede kleine Steigung zu viel. So fahren wir schnell zurueck nach Cusco. Um 18.00 liege ich im Bett und schlafe wie erschlagen, mein Fiebertermometer zeigt 38,6 Grad. Das kann ja heiter werden.

Moray - Ackerbauanlagen der Inkas

Am Samstag morgen sah ich ziemlich fertig aus und hatte schon den Gedanken, meinen Ausflug zum Machupicchu ausfallen zu lassen. Aber das kann man nicht so einfach rueckgaengig machen und man verliert dabei auch fast das ganze Geld fuer die Tickets. Also nehme ich mich zusammen und mach mich auf den Weg, das Fieber ist zum Glueck weg. Ein Collectivo (Kleinbus-Sammeltaxi) bringt mich in 2 Stunden nach Ollanta mit den Ollantaytambo-Ruinen. Dort boomt zwar der Tourismus, aber der Ort ist trotzdem sehenswert und auch die Ruinenanlage am Fels ueber dem Ort. So hab ich den Nachmittag dort ganz gut verbracht.

Ollantaytambo
Touristen gucken



Das Foto machen alle - ich habs jetzt auch.


19:00 ging von dort dann der Zug nach Aguas Calientes, noch einmal 2 Stunden Fahrt. Die tollen Panoramafenster haben im Dunkeln leider ihren Zweck verfehlt. Wie muss das erst sein, wenn man fuer das Geschaukel und ohne Sicht das Doppelte zahlt?
Ich hab dann auch mein Hostal gefunden. Das reservierte Bett im 4-er Zimmer gabs leider nicht mehr, da musste ich zum gleichen Preis ein Einzelzimmer nehmen. Wie schade.
Morgens hiess es frueh aufstehen. Ab 5:00 fahren Busse zum Machupicchu hinauf. Ich hab mich fuer 6:00 entschieden und war damit wirklich nicht allein. Die Fitten nehmen den Fussweg von ca. 1 bis 2 Stunden hinauf. Oben habe ich erstmal ausser Touristen nichts gesehen. Die Wolken hingen tief und dann fing es sogar etwas an zu regnen. Von Vali hatte ich den Auftrag, am Sonnentor eine Botschaft zu suchen. Und da ich pflichtbewusst bin, machte ich mich gleich auf den Weg von normalerweise einer Stunde seicht aber stetig aufwaerts. Am Ziel (Botschaft auch gefunden!!!) wartete ich dann, dass sich die Wolken verziehen. Und siehe da! So gegen 10:00 war es klar und sonnig und da war sie ploetzlich, die Inkastadt Machupicchu. Grossartig! Und dann hab ich mir die Steine auch noch ausfuehrlich angeschaut in der Mittagshitze mit vielen, vielen Anderen. Die Felsnadel hinter der Stadt ist uebrigens der Waynapicchu. Den kann man auch in einer Stunde raufklettern, wenn man lange vorher ein Ticket bestellt und wirklich schwindelfrei ist. Ich war heut schon froh, dass ich die Invalidenvariante geschafft habe. Bei mir gehts jetzt nur noch im uebertragenen Sinne bergauf.

langsam zieht es auf
und ploetzlich ist sie da


die lassen sich von den Touristen nicht stoeren

Wieder in Aguas Caliente habe ich mich dann nur noch ausgeruht, hab mir sozusagen selbst Bettruhe verordnet. Vor meinem Zimmerfenster gabs ein Fest mit Openair-Konzert, das volle Latinoprogramm und richtig authentisch. Von meinem Bett aus konnte ich alles gut hoeren. Wozu da rausgehn.
Am naechsten Vormittag hab ich mich dann noch in die oertlichen Thermalbecken gelegt, nicht spektakulaer, aber gemuetlich. Und dann gings ja auch schon wieder zurueck mit Zug und Collectivo ... Nach 5 Stunden war ich wieder in meinem heimeligen Hotel.

Donnerstag, 9. Mai 2013

Andean Explorer - Man goennt sich ja sonst nichts ;-)


Ich fahr halt gerne Zug. Und so hab ich mir den ueberteuerten Touristenzug von Peru Rail von Puno nach Cusco geleistet (ca. 110 Euro - das tut weh!). Am Mittwoch 7:30 war einsteigen angesagt. Die Touristen, die dort angekarrt wurden, waren nicht so recht nach meinem Geschmack. Ich konnte nur wenige Individualreisende ausmachen. Die haben wie ich das Gedraenge und die Musikdarbietung im Wartesaal gemieden und sich beim Einsteigen ganz hinten angestellt. Dann wurden sie alle in den hinteren Wagon gesteckt, nah bei der Kueche und fern der Aussichtsplattform.
8:00 gings dann los. Ich hatte einen schicken Ohrensessel mit Tischchen fuer mich, neben und vor mir Franzosen, so dass kein Gespraech in Gang kam.
Die Strecke ist dann wirklich toll. Erst gehts noch ein bisschen am Titicacasee entlang, dann wirds etwas oede und staubig, aber bald wird es gruener und schneebedeckte Berge kommen in Sicht. Der Zug faehrt mitten durch die Orte, der Abstand zu den Marktstaenden scheint manchmal keinen Meter zu betragen. Entsprechend laut tutet auch der Zug durch die Orte. Im Zug ist man wie in einer anderen Welt voller Luxus und draussen zieht das Leben mit allen Schattenseiten an einem vorbei. Fuehlt sich seltsam an.

Lunchtime - echt seltsam
Am hoechsten Punkt der Strecke (Abra La Raya 4338 m) gibt es einen kurzen Halt und dann gehts weiter durchs Tal des Rio Vilcanota. Es wird immer gruener und man kann das laendliche Leben hier beobachten. Zu schnell ist der Zug nicht. Der letzte Wagen ist eine Aussichtsplattform, wirklich nett, aber auch immer voll mit fuer mich anstrengenden Leuten. Dort gibts wohl auch Livemusik und Modenschau. Das habe ich im letzten Wagen "leider" verpasst. Ab 12:00 wird Lunch serviert auf edlem Porzellan, bei den Portionen sind sie aber knausrig. Die Prozedur des Servierens nimmt das Personal voll in Anspruch. Informationen ueber die Strecke gibt es nicht, da muss man schon selber nachlesen. Nachmittags ist dann noch Teatime mit einem kleinen Snack. Natuerlich esse ich alles auf, ist schliesslich bezahlt. 18:00 fahren wir dann wie versprochen in Cusco ein.




es wird serviert
und draussen tobt das Leben




War es das Geld wert? Nein! Der Bus faehrt fast die gleiche Strecke, braucht nur 6 bis 8 Stunden und kostet hoechstens ein Viertel. Am Tag sollte man aber schon fahren, wegen der Aussicht.
Irgendwie passe ich nirgends so recht dazu. Die Backpacker sind im Schnitt 20 Jahre juenger und mit den Pauschaltouristen in Grossgruppe hab ich auch nicht viel am Hut.
Erstmal hab ich ein ruhiges, schickes Einzelzimmer in San Blás bezogen und werd Cusco und Machupicchu allein auf meine Art erkunden.

Dienstag, 7. Mai 2013

Tradition und Commerz - Inseln im Titicacasee

Mystik des Titicacasees - Llachón
Es ist der hoechste schiffbare See der Erde in 3810 m Hoehe, 195 km lang, 65 km breit und 304 m tief mit 36 Inseln. Um ihn ranken sich Sagen und Mythen. Und er ist ein Touristenmagnet. Schon in Copacabana in Bolivien war das zu spueren. In Puno, auf der peruanischen Seite, ist es noch touristischer. Die Stadt ist laut und eng und das Zentrum ist etwas vom See entfernt. Nach meinem Abschied von Vali habe ich mich Freitag im Hotel Huaytusive einquartiert, dank ihrer Empfehlung fuer nur 5 Euro im Einzelzimmer. Samstag habe ich dann damit zugebracht, meine naechsten Tage zu planen und mich entschlossen, eine 3-taegige Tour zu weiteren Inseln im Titicacasee zu buchen.

Totora (Schilf)-Boote der Uro-Nachfahren
Sonntag frueh wurde ich im Hotel abgeholt. Nachdem auch die anderen Touristen eingesammelt waren, gings zum Hafen. Das erste Ziel waren die schwimmenden Inseln der Uro-Nachfahren. Diese scheinen nur noch wegen der Touristen zu existieren. So laeuft es dann auch ab. Man wird auf einer der Inseln abgesetzt, es gibt eine kurze Erklaerung, wie die Inseln gebaut werden, dann wird ziemlich aufdringlich versucht, zum Kauf von Andenken zu animieren, ausserdem kann man noch paar Meter mit einem Schilfboot fahren bis zum naechsten Verkaufsstand. So ist der Besuch dort in einer halben Stunde abgearbeitet. Schade, dass das nicht anders geht.

gelangweilte Teenies schippern die Touries rum - "money para foto"
La esposa de Valentin
Nach diesem Erlebnis fahren wir einfach 2 Stunden gemuetlich ueber den See, wobei unser Guide Sido bei mir noch Deutschstunden nimmt. Ich werde in Llachón auf der Halbinsel Capachica ausgesetzt. Die meisten Touristen nehmen sich nur 2 Tage Zeit und so habe ich heute ein Sonderprogramm fuer mich allein. In Llanchón nimmt mich Valentin in Empfang und fuehrt mich zu seinem Haus mit einigen Gaestezimmern. Ich war von dem Luxus ueberrascht - schoenes Zimmer mit Aussicht, Bad und warmer Dusche und dazu noch Vollpension und ein schoener Garten und ueberall Seeblick. Herrlich! Auf meinem Nachmittagsspaziergang zu einem Aussichtspunkt in der Naehe war ich dann auch ganz allein mit der Stille und der Landschaft und konnte ein Gefuehl bekommen fuer die besondere Energie dieses Platzes. Ueberall Terassenfelder, Steinmauern, Voegel, Blueten und Gruen zwischen dem Gestein und im Ort Schafe, Kuehe, Esel und gemuetliche Leute, in den Hoefen sitzen Frauen in Tracht mit bunten Bommelhueten und lassen sich von mir nicht stoeren. Welch Kontrast zum Uro-Commerz. Auch die Familie von Valentin fuehrt Touristen ihre Tradition vor, aber hier ist sie noch lebendig und die Menschen wirken stolz und authentisch.

Sonnenaufgang in Llanchón - aus dem Bett betrachtet

Amantaní

Am naechsten Tag wurde ich dann mit dem Boot wieder abgeholt und in eine neue Touristengruppe geworfen. Nach einer Stunde gingen wir auf der Insel Amantaní an Land. Am Hafen wurden wir auf Familien verteilt. Unser Guide Leo hat mich mit einer alleinreisenden Argentinierin zusammengesteckt. Wir wurden von Angelino zu seinem Haus begleitet. Auch Amantaní hat seine Urspruenglichkeit bewahrt und so wurden wir quasi in eine andere Welt geworfen. Erstmal gabs Mittag, Quinoasuppe und Gemuese aus eigenem Anbau. Dank Claudia, meiner argentinischen Mitreisenden, kam auch ein Gespraech in Gang ueber Kinder, Enkel, den Tourismus auf der Insel. Das ist auf Amantaní so organisiert, dass die Touristenboote im Rotationsverfahren in den 10 Orten der Insel anlanden, nur bei Familien uebernachten koennen und die Einnahmen der Gemeinschaft zu Gute kommen. So verdienen sie dran und kanalisieren den Andrang. Am Abend sind alle Besucher dann im Entenmarsch auf den hoechsten Berg gestiegen, so auf 4.100 m Hoehe, um am Tempel fuer Pachatata den Sonnenuntergang zu erwarten. Danach gabs wieder Suppe und Gemuese. Claudia hat Angelino und Angelika erklaert, wie es im Flugzeug so ist und Angelino hat uns erzaehlt, wie er die Stadt Puno und den Commerz auf anderen Inseln so findet. Obwohl Angelika am Tisch fast eingeschlafen ist, hat sie sich nochmal in Schale geworfen und ihre Ausgehtracht angezogen. Dann wurde auch Claudia in die Tracht gesteckt. Ich bekam nur einen Poncho, Kleid gabs in meiner Groesse wiedermal nicht. Dann wurden wir zum Schulhaus gefuehrt und dort gabs dann Musik und Tanz und alle haben sich gegenseitig fotographiert in ihrer Verkleidung. Ich hab lieber beobachtet. Irgendwie war´s aber ganz lustig, bisschen wie Schuldisco zum Fasching. Und zur Belohnung gabs ja auch noch einen herrlichen Sternenhimmel.

gleich gibts Essen
Quinoasuppe, Gemuese, Tee mit Coca und Muña
Haus auf Amantaní



Am naechsten Morgen gings dann zur Insel Taquile. Dort ist es dann wieder viel touristischer und die Gemeinschaft hat sich durch die auesseren Einfluesse schon stark veraendert. Trotzdem tragen sie noch saemtliche Waren von der Cola bis zu Zement auf dem Ruecken den Berg hinauf. Bekannt ist die Insel fuer ihre strickenden Maenner - die sind sogar Weltkulturerbe. Ihre Tracht haben sie auch von ihren Kolonialherren abgeschaut. Kein Wunder, dass mir das irgendwie spanisch vorkam.

mit Claudia und unserem Guide Leo